Mit einer Drohne übers Wasser fliegen: was recht einfach klingt, birgt viele Gefahren und potenzielle Risiken. Dabei bieten doch gerade die vielfältigen Küstenregionen beeindruckende Motive für Luftaufnahmen. Wir klären die potenziellen Gefahren beim Drohnen-Flug über Wasser, dem Meer oder offener See und geben hilfreiche Tipps.
Vision Positioning System (VPS) deaktivieren
Moderne Kameradrohnen aus dem Hause DJI – etwa DJI Phantom 4, DJI Mavic 2 oder DJI Mavic Air – verfügen über verschiedenste Sensoren zur Hinderniserkennung und Positioning. Hier ist insbesondere das VPS (Vision Positioning System) der meisten DJI-Drohnen zu erwähnen. Dabei handelt es sich meist um eine kombinierte Sensoreinheit aus einer herkömmlichen Sichtkamera und Ultraschallsensoren. Das VPS von DJI-Kameradrohnen fungiert als Sichtpositionierungssystem und stabilisiert die Drohne in geringen Höhen. Durch ultraschnelle Prozessoren können die Daten im Rahmen einer Positions- bzw. Höhenmessung miteinander abgeglichen werden. Durch das Vision Positioning System können somit Start- und Landevorgänge äußerst sicher und stabil vonstattengehen. Sowohl in Innenräumen oder auch bei schwachem GPS-Signal ermöglicht das Vision Positioning System eine zentimetergenaue Positionierung. Fliegt die Drohne über Wasser, kann das durch die Wasseroberfläche reflektierte Licht für Störungen beim Vision Positioning System sorgen.
Neben Lichtreflexionen kann das VPS aber auch durch kontrastarme oder wechselnde Oberflächen gestört werden, so dass eine zuverlässige Funktionsweise insbesondere über Wasser und anderen spiegelnden oder kontrastarmen Oberflächen (u.a. auch schneebedeckten, durchsichtigen oder durchscheinenden Überflächen) nicht gewährleistet ist. Daher ist es in jedem Fall empfehlenswert, das Vision Positioning System beim Drohnen-Flug über Wasser zu deaktivieren. Dies ist in der DJI GO-App bzw. DJI GO 4-App möglich.
Maximale Flugdistanz erhöhen
Standardmäßig sind Flugbegrenzungen bei DJI-Drohnen aktiviert, damit eine sichere und rechtlich zulässige Nutzung gewährleistet ist. Die Flugbegrenzungen setzen sich aus Begrenzungen bei der Flughöhe, der Flugdistanz oder so genannten GEO-Zonen zusammen. Bei allen aktuellen DJI-Kameradrohnen darf die maximale Flughöhe 500 Meter nicht übersteigen, wohingegen die maximale Flugdistanz frei konfiguriert werden kann (soweit dies die Übertragungsart der Kameradrohne zulässt). Wenn die Drohne den maximalen Radius verlässt bzw. die maximale Flugdistanz übersteigt, kehrt sie automatisch in den zulässigen Bereich zurück, sofern das GPS-Signal stark genug ist. Beim Flug über dem Meer oder größeren Seen ist es daher empfehlenswert, die maximale Flugdistanz in der DJI GO- bzw. DJI GO 4-App zu justieren. Wer daher Aufnahmen in größeren Entfernungen plant, sollte die maximale Flugdistanz der DJI-Drohne erhöhen. Dies ist in den Haupteinstellungen möglich.
Manueller Home Point / Abflugpunkt neu setzen
Wer eine Drohne über oder in der Nähe von Gewässern aufsteigen lassen möchte, sollte den manuellen Start- und Landevorgang aus dem Effeff beherrschen. Selbiges gilt auch für die reinen Flugbefehle in der Luft. Daher ist vor der Nutzung einer Drohne darauf zu achten, dass man sich bereits mit der Steuerung eines Quadrocopters auseinandergesetzt hat. Anfängern ist das Fliegen einer Drohne über oder in der Nähe von Gewässern nicht zu empfehlen.
Beim Starten und Landen in der Nähe von oder über Gewässern gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wird der Start- und Landevorgang auf dem Land oder auf einem Wasserfahrzeug bzw. Boot vorgenommen. Während sich das Starten und Landen auf dem Land in der Regel unkompliziert gestaltet, kann das Starten einer Drohne auf einem Boot oder Schiff erhebliche Sicherheitsrisiken mit sich bringen. Daher ist darauf zu achten, dass das Boot bzw. Schiff über ausreichenden Platz für den Start- und Landevorgang mit sich bringt. Außerdem sollte das Boot bzw. Schiff möglichst stillstehen und sich während des Start- oder Landevorgangs nicht bewegen. Problematisch beim Starten und Landen einer Drohne auf einem Boot oder Schiff ist außerdem, dass während des Startens der Drohne ein so genannter Abflugpunkt aufgezeichnet wird.
Dieser Startpunkt basiert auf den Kompass- und GPS-Koordinaten und dient als Home Point im Rahmen der zahlreichen Rückkehrfunktionen (Return To Home), die DJI-Drohnen standardmäßig mit sich bringen (Mehr dazu: Was ist Return to Home?). Bewegt sich das Boot nun fort oder driftet das Boot während des Fluges ab, weicht der ursprüngliche Abflugpunkt vom eigentlichen Standort des Piloten auf dem Boot ab. Eine aktivierte Rückkehrfunktion kann daher dazu führen, dass die Kameradrohne den Landevorgang auf offenem Gewässer durchführt. Dem kann man nur entgegenwirken, indem man den Home Point (Abflugpunkt) manuell setzt. Hier kann man mit der Einstellung „Home Point: Me“ den Standort des Fernsteuerung als Home Point bzw. Abflugpunkt neu definieren.
Hindernisse und Gefahren beim Fliegen in der Nähe von Wasser
Auch über Gewässern und in der Nähe von Gewässern gibt es Gefahren und Risiken für Drohnen. Dazu gehören Bäume, Felsen, Klippen oder Gebäude wie Leuchttürme oder Containerschiffe. Auch wenn insbesondere das offene Meer einen recht sicheren Eindruck erweckt, sollte man dennoch die Augen nach Hindernissen offenhalten. Wellen können bei einer niedrigen Flughöhe ebenfalls gefährlich werden und zu einem Absturz der Drohne führen. Im Rahmen der Return To Home-Funktion sollte eine entsprechende Flughöhe für die Rückkehr definiert werden, die nicht nur über der Höhe von kleineren Booten, sondern auch über der Höhe von Tankern und Frachtschiffen, Kreuzfahrtschiffen oder Containerschiffen liegt. Trotz offener See sollte man sich des Weiteren auf Interferenzen und Störungen einstellen, die beispielsweise das GPS-Signal oder den Kompass der Drohne beeinflussen oder stören können. Intelligente Flugfunktionen sollte man daher mit äußerster Vorsicht gebrauchen.
Auf den erhöhten Energieverbrauch und starken Wind achten
In der Nähe von Küstenregionen und direkt über dem Meer ist in der Regel mit einem stärkeren Wind als auf der Landoberfläche zu rechnen. Während direkt am Strand und über dem offenen Meer schon starke Winde herrschen, weht im Landesinneren meist nur ein laues Lüftchen. Piloten einer Drohne sollten sich daher in der Nähe von großen Gewässern auf ungebremsten Wind und höhere Windgeschwindigkeiten einstellen. Dies gilt nicht nur für Start- und Landemanöver, sondern auch für das Drohnen-Fliegen über dem Meer. Da moderne Kameradrohnen mit GPS und anderer Sensorik dem Abdriften durch Wind mit Hilfe von Steuerbefehlen selbstständig entgegenwirken, wird zusätzliche Energie benötigt. Starker Wind beeinflusst damit auch die Flugzeit einer Kameradrohne. Daher sollten sich Piloten beim Drohnen-Flug über dem Meer auf eine unter Umständen verkürzte Flugzeit einstellen und die notwendige Strecke für den Rückflug vom Meer zum Land nicht unterschätzen.