Unter dem Motto #WhatsNext präsentiert DJI Innovations auf seinem YouTube-Kanal ein neues Video, das Aufschluss auf einen Nachfolger des DJI Phantom 3 oder ein neues Produkt geben könnte. Die Konzept-Studie nennt sich DJI Phantom X und zielt mehr auf Action-Videos als auf professionelle Luftaufnahmen ab.
Drohnen- und Multikopter-Fans stellen sich immer häufiger eine wichtige Frage: Welches neue Modell wird DJI in der kommenden Zeit präsentieren? Wird es schon bald einen DJI Phantom 4 geben? Tatsächlich sind die Chancen auf ein weiterentwickeltes Phantom-Modell relativ gering, denn die aktuelle Generation befindet sich auf einer technisch extrem hohen Entwicklungsstufe. Kamera, Kamerastabilisierung, Flugzeit, Bildübertragung als auch intelligente Flugfunktionen sind beim DJI Phantom 3 nur schwerlich zu verbessern, ohne den Preis deutlich zu erhöhen und damit eine andere Zielgruppe anzusprechen. Der DJI Phantom 3 eignet sich für hochauflösende Luftaufnahmen wie kaum ein anderer Hobby-Quadrocopter. Dank dem breiten Spektrum an Features und Funktionen, der einfachen Bedienbarkeit sowie dem schlussendlich guten Preis-Leistungs-Verhältnis wird der Phantom 3 sogar im gewerblichen Bereich (z.B. zur Wildschaden-Analyse / Gutachten-Wildschaden) zu einem begehrenswerten Modell. Bekannte Konkurrenz-Marken – etwa Yuneec oder Walkera – beißen sich am Phantom 3 die Propeller aus und können DJI Innovations trotz guter Produkte nur bedingt das Wasser reichen.
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Was DJI im Gegensatz zu anderen Herstellern allerdings nicht im Programm hat, ist ein Lifestyle- und Action-Quadrocopter für günstige Anschaffungskosten. Spätestens mit den sehr erfolgreichen Ankündigungen der Lily Drone dürfte DJI Innovations bemerkt haben, dass abseits von Luftaufnahmen, Bedienbarkeit und Ausgleichssystem noch ganz andere Kaufentscheidungen eine Rolle spielen könnten. Die Rede ist von autonom gesteuerten Gadgets, bei denen es weder auf Bildqualität noch auf hochwertige Materialien à la DJI Inspire 1 ankommt. Selbst mit den MFT-Kameras aus der Zenmuse X5-Serie kann DJI nur einen verschwindend geringen Kundenanteil für sich gewinnen. In Sachen Gadget-, Mini- und Action-Quadrocopter hinkt DJI dem Markt deutlich hinterher.
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DJI Phantom X: Autonome Gadget-Drohne mit Follow Me und Co.
Ein- und ausfahrbares Landegestell
Im Video zeigt sich der DJI Phantom X Quadrocopter auf den ersten Blick wie ein herkömmlicher DJI Phantom. Da der Quadrocopter zum Start in die Luft geworfen werden kann und sich dank integrierter Sensoren selbst stabilisiert, verzichtet DJI auf ein fest montiertes Landegestell. Stattdessen ist das Landegestell einfahrbar und erleichtert damit nicht nur den Abwurf, sondern auch den Transport. Freizeit-Freunde, etwa Skifahrer, Snowboarder oder Mountainbiker, könnten den Quadrocopter durch ein solches Landegestell deutlich komfortabler im Rucksack transportieren.
Kein 3-Achsen-Gimbal
Neben einem fest montierten Landegestell verzichtet DJI auch auf einen 3-Achsen-Gimbal, so dass Luftaufnahmen nicht durch ein mechanisches System stabilisiert werden. Der Verzicht auf einen Gimbal könnte mehrere Gründe haben: Zum einen wird der Transport durch Reduktion empfindlicher Teile erheblich erleichtert, zum anderen kann der Quadrocopter ohne frei zugängliche Brushless-Motoren besser wasserdicht gemacht werden. Damit Aufnahmen dennoch weitestgehend verwackelungsarm sind, könnte eine digitale Bildstabilisierung à la Parrot Bebop Drone zum Einsatz kommen.
Wasserdichtigkeit und Robustheit
Der Einsatz einer Kamera- bzw. Gadget-Drohne innerhalb von Freizeitaktivitäten ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Gerade für Winter- und Wassersportler ist Wasserdichtigkeit beim Drohnen-Kauf ein wichtiges Thema, damit der Quadrocopter ohne Bedenken eingesetzt werden kann. DJI hat bis dato kein wasserdichtes Modell im Programm, andere Hersteller hingegen schon.
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Follow Me-Funktion für Action-Videos und Dronies
Erst vor wenigen Wochen führte DJI diverse Sonderfunktionen (Intelligent Flight Modes) im Zuge eines umfassenden Soft- und Firmware-Updates ein. Dazu gehörte auch eine Follow Me-Funktion für den DJI Phantom 3, die dafür verantwortlich sein soll, dass der Quadrocopter selbstständig dem Piloten bzw. der Funkfernbedienung folgen kann. Auch andere Hersteller (z.B. Yuneec) haben eine Follow Me-Funktion integriert und wollen ihre Modelle insbesondere für Freizeitaktivisten interessanter machen. So kann der Quadrocopter während des autonomen Fluges so genannte Dronies (Kofferwort aus Drohne und Selfie) machen und zur späteren Ansicht bereitstellen. Als Tracker bzw. Smart Device könnte eine Fernbedienung oder ein Wearable – im Falle des DJI Phantom X eine Apple Watch – zum Einsatz kommen.
Bei Dronies kommt es ebenso wie bei Selfies nicht unbedingt auf die Qualität, sondern eher auf die Perspektive der Fotos an. So befindet sich unter dem DJI Phantom X eine Kamera, die in alle Richtungen filmen kann. Per Multicam-Funktion sollen gemäß Promo-Film sogar mehrere Quadrocopter in Formation fliegen und ein entsprechend ausgewähltes Objekt aus mehreren Perspektiven aufnehmen können. Diese Aufnahmen könnten schließlich auf einem Tablet oder Monitor zur FPV-Ansicht oder weiteren Verbreitung (etwa als Live Stream im Rahmen von Sportveranstaltungen) bereitgestellt werden.
Problematisch sind autonome Flugfunktionen allerdings nicht nur in rechtlicher Hinsicht, sondern auch in puncto Anti-Kollisionssystem. Denn damit die Möglichkeiten eines autonomen Follow Me-Modus voll ausgeschöpft werden können, braucht es verlässliche und sichere Anti-Kollisionssysteme bzw. Systeme zur Kollisionsvermeidung mit anderen Objekten. Solche Systeme befinden sich aktuell in der Entwicklung und dürften in absehbarer Zeit auch in Consumer-Produkten Einzug finden. DJI hat mit dem Entwickler-Tool DJI Guidance ein solches System bereits im Programm.
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Gestensteuerung und Skypaint
DJI präsentiert die Drohnen-Studie DJI Phantom X Concept mit einer intuitiven Gestensteuerung. Gestensteuerungen werden bereits in Kraftfahrzeugen (z.B. BMW 7er G11/G12 – allerdings ohne Device und nur durch Bewegungserkennung), zur Steuerung von Fernsehern sowie im Bereich von Spielekonsolen genutzt. Dazu muss ein Lagesensor entweder am Arm, im Handgelenk oder in einer Fernbedienung untergebracht werden. Diese Bewegungen werden interpretiert und schließlich in Steuerungsbefehle umgewandelt. Im Bereich der Drohnen, Quadrocopter und Multicopter hat Yuneec mit dem Yuneec Wizard – einem Zauberstab für den Yuneec Q500 Quadrocopter – bereits ein ähnliches Zubehör im Sortiment. DJI hat sich die Idee einer Gestensteuerung ebenfalls zu Herzen genommen und bezeichnet die intuitive Steuerung per Gestenbewegung als DJI SkyPaint. Neben der Gestensteuerung umfasst Skypaint aber auch das Malen von Kunstfiguren in der Luft, wie es etwa bei Kunstflugzeugen mittels speziellen Rauchpatronen der Fall ist.
DJI Phantom X Concept: Nur eine Idee?
Fakt ist: DJI muss auf kurz oder lang das Produkt-Portfolio um ein weiteres Modell erweitern. Denn auch andere Hersteller schlafen nicht und werden mit günstigen Action-Drohnen und Gadget-Drohnen neue Kundenkreise erschließen. Was DJI schlussendlich auch in der Realität umsetzen wird, bleibt abzuwarten. Bisher handelt es sich eben nur um eine von vielen Ideen.