Erst kürzlich berichteten wir von Amazons „Prime Air“, einem zukunftsweisenden Lieferdienst, bei dem Waren per Drohne direkt vor die Haustür des Kunden gebracht werden könnten. Kurz danach wurde bekannt, dass offenbar nicht nur das Online-Versandhaus mit der Entwicklung eines solchen Services beschäftigt sei – auch UPS, FedEx oder die Deutsche Post sollen an ähnlichen Dienstleistungen forschen.
Gemäß dem US-amerikanischen Nachrichtenmagazin The Verge soll neben dem Branchenriesen Amazon auch das international tätige Logistikunternehmen UPS (United Parcel Service) mit der Entwicklung eines Drohnenmodells beschäftigt sein, um Pakete kostengünstig und schnell von A nach B bringen zu können. So sollen diverse Quellen berichtet haben, dass es bereits erste Testläufe mit Zusteller-Drohnen gegeben haben soll. Laut The Verge soll ein Unternehmenssprecher von UPS von der kommerziellen Nutzung begeistert sein: „Die kommerzielle Nutzung von Drohnen ist eine interessante Technologie und wir werden eine solche Nutzung in Erwägung ziehen. UPS investiert mehr in wegweisende Technologien als jedes andere Unternehmen in der Logistik-Branche. Wir legen stets Fokus auf die Zukunft.“ Eine Überraschung sei dies nicht, soll Ryan Calo, ein auf Drohnen- und Robotertechnik spezialisierter Professor, gesagt haben: „Ich wäre geschockt, wenn ein Unternehmen wie UPS einen solchen Service nicht in Betracht ziehen würde. Wenn man in der Logistik- und Zusteller-Branche mithalten möchte, wird man auf kurz oder lang nicht umhinkommen, über Drohnen und unbemannte Roboter nachzudenken.“
Kein Service zum Kunden, aber schnellere Lieferkette
Dennoch: Dem realistisch wirkenden Video, das Amazon gleichzeitig mit der Ankündigung veröffentlichte, steht Calo skeptisch gegenüber: „Ich denke, dass die direkte Lieferung zum Kunden in absehbarer Zeit eher schwierig werden wird. Der Einsatz könnte aber im Unternehmen selbst verwirklicht werden. Drohnen könnten darüber hinaus bei Zusteller-Zentren Anwendung finden. So wäre jedenfalls denkbar, dass Drohnen längere Distanzen, beispielsweise vom Flughafen zur UPS-Zentrale, zurücklegen könnten. Dies würde die Lieferkette beschleunigen und den Versand insgesamt günstiger machen, was sich letztlich auch beim Endverbraucher bemerkbar machen wird.“
Kollisionsschutz noch nicht ausgereift
Auch Colin Guinn, Präsident und CEO von DJI Innovations, einem führenden Hersteller diverser Multikopter, äußerte sich gegenüber The Verge: „Für ein Unternehmen wie Amazon oder UPS wäre es ein Einfaches, eine funktionierende Drohnen-Flotte innerhalb der nächsten 18 bis 24 Monate aufzustellen. In Bezug auf die technischen Möglichkeiten benötigen wir allerdings dringend eine verbesserte Objekterkennung und Kollisionsvermeidung. GPS-Koordinaten allein reichen noch nicht aus, um Drohnen sicher zwischen Kindern und Autos manövrieren zu können.“
Behördliche Richtlinien bremsen den kommerziellen Drohnen-Einsatz
Auch FedEx-Gründer Frederick W. Smith hat seinen Wunsch für unbemannte Flugobjekte gegenüber dem Magazin geäußert. Der Präsident und CEO des Kurier- und Logistikunternehmens spricht von erheblichen Kosteneinsparungen, die Lieferdienste via Drohnen generieren könnten. Smith bemängelt nicht den Stand der Technik, sondern die behördlichen Richtlinien, die kommerzielle Drohnen-Flüge bislang bremsen oder unmöglich machen. Er verweist auf die Federal Aviation Administration (FAA), die Bundesluftfahrtbehörde der Vereinigten Staaten. So sei es weder eine Frage der Technik noch der Zeit, bis kommerzielle Drohnen-Flüge ermöglicht werden könnten. Es benötigt lediglich die richtigen Gesetze, um erste Feldversuche zu starten und den kommerziellen Drohnen-Einsatz weltweit etablieren zu können.
„Paketkopter“ bereits in Entwicklung
Gegenüber der Welt verwies eine Unternehmenssprecherin der Deutschen Post auf ein eigenes Forschungszentrum in Troisdorf, in das bereits Millionen-Beträge im zweistelligen Bereich investiert worden sind. Demnach soll DHL Paket zusammen mit dem DHL Innovation Center an einem so genannten „Paketkopter“ arbeiten und einen solchen bereits getestet haben. Laut Unternehmssprecherin würde man sich bei der Deutschen Post zunächst auf den Transport von Medikamenten für schwer zugängliche Regionen beschränken. Weitere konkrete Infos oder Details zur Umsetzung gibt das Post-Unternehmen nicht bekannt.