Offensive als auch defensive Anti-Drohnen-Systeme werden in naher Zukunft stärker im Mittelpunkt stehen, schließlich werden selbst kommerzielle Drohnen längst nicht mehr nur zu einfachen Luftaufnahmen oder für den Flugspaß an sich benutzt. Zwischenfälle, in denen Drohnen zum Zwecke von kriminellen Machenschaften missbraucht werden, haben sich in der Vergangenheit gehäuft und werden auch in der Zukunft kaum zu vermeiden sein.
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Der US-amerikanische Rüstungskonzern Battelle hat mit dem DroneDefender ein Anti-Drohnen-System entwickelt, das selbst kommerziell genutzte Multikopter in die Knie zwingen und so für mehr Sicherheit an Flughäfen und Flugplätzen sowie Behördengebäuden oder Gefängnissen sorgen soll.
Battelle DroneDefender zwingt Drohnen und Multikopter in die Knie
Vom DJI Phantom-Hobbyquadrokopter bis hin zum professionell eingesetzten Oktokopter kann der DroneDefender alle möglichen Kamera-Drohnen und Kamera-Multikopter in die Knie zwingen. Das umgangssprachlich als Radiowellen-Schleuder bezeichnete Gerät sendet so genannte Störsignale aus und kann die Steuersignale der Fernsteuerung überlagern und den Multikopter auf diese Weise unschädlich machen. Der DroneDefender kann Satelliten-gestützte Drohnen allerdings nur in einem Radius von bis zu 400 Metern angreifen. Dennoch sieht der Rüstungskonzern in dem DroneDefender entscheidende Vorteile gegenüber anderen Anti-Drohnen-Systemen – etwa die schnelle und lange Betriebsbereitschaft, das geringe Gewicht oder das vergleichsweise geringe Risiko.
Durch das Störsignal wird dem Multikopter vermutlich ein Verlust der Positionsdaten vorgegaukelt, so dass die automatisierten Sicherheitsfeatures – also Failsafe-Modi wie Return To Home bzw. Auto Landing – einsetzen und der Multikopter sinkt oder je nach Einstellungen wieder zum Abflugpunkt zurückkehrt. Auf die Steuerung selbst nimmt der DroneDefender offensichtlich keinen Einfluss.
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GPS-Jamming für Drohnen gefährlich
Die Technik hinter dem DroneDefender von Battelle ist alles andere als neu und wird auch als GPS- (Global Positioning System) bzw. ISM-Jamming (ISM = industrial, scientific and medical radio bands) bezeichnet. Derartige Frequenz-Störsender können mit ein wenig Know-how sogar selbst gebaut werden und können nicht nur Drohnen, sondern auch Mobiltelefone, WLAN-Netzwerke, GPS Tracker und ähnliche Funkgeräte sowie sonstige Satelliten-gestützte Dienste außer Kraft setzen. Die Signalstärke selbst muss aufgrund der in der Regel sehr geringen GPS-Signalstärke auch nicht besonders hoch sein. Derartige Angriffe kann man unter Umständen nur durch Benutzung von bestimmten Richtantennen mit einer speziellen Richtcharakteristik minimieren oder sogar gänzlich abwehren. Während beim GPS-Jamming nur GPS-Signale gestört werden, können beim GPS-Spoofing sogar falsche Positionsdaten als so genanntes Pseudo-Signal nachgebildet und als plausible Positionsdaten letztlich eingespeist werden.
Dennoch sind GPS-Jammer – insbesondere für GPS-gestützte Systeme am Boden – eine außerordentlich gefährliche Sache. Nicht zuletzt deshalb stehen GPS-Systeme in der behördlichen, kommerziellen sowie zivilen Nutzung immer wieder in der Kritik, weil GPS-Störsender in dubiosen „Jammer Shops“ funktionsbereit gekauft oder mittels DIY-Bauanleitungen (so genanntes do-it-yourself-jamming) sogar selbst gebaut werden können. Das so genannte Frequenz- bzw. GPS-Jamming ist natürlich streng verboten und auch im zivilen Bereich nur unter strengen Auflagen und innerhalb von bestimmten Anwendungsbereichen möglich.