Schon jetzt gibt es einige Anti-Drohnen-Systeme, die Piloten und Luftbild-Fotografen in naher Zukunft das Leben schwer machen könnten. Schlagzeilen, in denen unerfahrene Piloten für gefährliche Abstürze sorgen oder kriminelle Aktivitäten, bei denen Drohnen eine nicht unerhebliche Rolle spielen, werden die Entwicklung von Anti-Drohnen-Systemen nicht mindern. Längst wollen sich Regierungsbehörden oder Datenschützer an der Entwicklung von derartigen Systemen beteiligen, um dem Drohnen-Boom Einhalt zu gebieten. Wir stellen aktuelle Anti-Drohnen-Systeme vor, mit denen Piloten und Luftbild-Fotografen in naher Zukunft rechnen müssen.
1. Maldrone: Drohne via Funkverbindung mit Virus infizieren
Dem Hacker Rahul Sasi ist es vor geraumer Zeit gelungen, eine Schwachstelle in der Software eines bekannten Drohnen-Modells ausfindig zu machen und es mit selbst programmierter Malware, einem Schadprogramm für Computersysteme, zu infizieren. In einem Youtube-Video zeigt der indische Sicherheitsforscher und Hacker Sasi, wie er spielend einfach die Kontrolle über eine Parrot AR.Drone übernehmen kann. Dazu braucht es lediglich einen Laptop, mit dem – unbemerkt – die Funkverbindung zur Drohne via Backdoor-Lücke übernommen und der Quadrokopter bei Bedarf gekapert werden kann. Mit der selbst programmierten Software ist es sogar möglich, das von der Kamera aufgenommene Bild an andere Endgeräte zu senden oder mitzuschneiden. Sasi hat seine Malware mit den SkyJack-Tools sogar soweit entwickelt, dass sich der Virus von Drohne zu Drohne weiterverbreiten kann. Für Flugbehörden wie die US-amerikanische FAA spielt die Software-Entwicklung von Hobby-Drohnen deshalb eine besonders große Rolle, um Abstürze oder kriminelle Machenschaften weitestgehend ausschließen zu können. Etablierte Forschungs- und Entwicklungsunternehmen für Mobilfunk-Kommunikation wie Qualcomm haben sich in einem Projekt jüngst mit zehn auserwählten Drohnen-Herstellern zusammengeschlossen, um nicht nur die Flugeigenschaften, sondern auch die Software eines künftigen State of the Art-Kopters weiterzuentwickeln.
2. GPS-Spoofing: Gefälschte GPS-Daten unterjubeln
Per GPS-Spoofing schaffte es eine Studentengruppe der University of Texas in Austin, eine Drohne während des Fluges vom Kurs abzubringen. Mittels GPS-Spoofing werden Störsignale ausgesendet und gefälschte GPS-Daten (Global Positioning System) zur Positionsbestimmung imitiert, was zur Folge hat, dass das unbemannte Fluggerät vom Kurs abkommt und sogar in unerwünschte Richtungen gelenkt werden kann. Bei Modellbau-Helikoptern oder Modellbau-Multikoptern könnte GPS-Spoofing ein einfaches Mittel zur Manipulation sein, da die meisten Hobby-Fluggeräte kein verschlüsseltes GPS-Signal nutzen. Im Gegensatz zum GPS-Jamming werden beim GPS-Spoofing nicht einfach nur Störsignale ausgesendet, sondern modifizierte GPS-Signale ausgesendet und das Fluggerät durcheinander gebracht. Die Materialkosten des studentischen Spoofers aus dem Jahr 2012 sollen bei etwa 1.000 US-Dollar gelegen haben – in etwa soviel also, wie ein Einsteiger-Kopter kostet. Die Association of Unmanned Vehicle Systems International (AUVSI) als auch die US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) forderten von der Industrie die Entwicklung und Nutzung von verschlüsselten Navigationsdaten, wie sie etwa bei militärischen Drohnen verwendet werden und so für eine geringere Anfälligkeit gegenüber GPS-Spoofing beigetragen wird.
3. Dedrone: Erkennungs- und Warnsystem für Multikopter
Ein anderes Anti-Drohnen-System wird von dem Kasseler Startup Dedrone entwickelt. Das System kapert allerdings keine Drohnen oder setzt die außer Kraft, sondern ist dank zahlreicher Sensorik in der Lage, jegliche Bauform von Drohnen in einem Umkreis von rund 100 Metern frühzeitig zu erkennen und vor ihnen zu warnen. Das Dedrone-System soll präventiv gegen kriminelle Aktivitäten vorgehen dürfte deshalb für Regierungsbehörden sowie Unternehmen besonders interessant sein. Der Drohnen-Tracker verfügt über diverse Frequenz-Scanner, akustische Sensoren sowie Ultraschall-Scanner und ist damit in der Lage, Drohnen und Multikopter sowohl am Tag als auch in der Nacht zuverlässig zu erkennen. Das System wird an der Hauswand angebracht und kann bei Bedarf mit weiteren Dedrone-Systemen verknüpft werden, um ganze Gebiete vor fliegenden Gefahren überwachen und vor ihnen frühzeitig warnen zu können.
https://www.youtube.com/watch?v=xw6KJdnvoC0
4. DroneShield: Drohnen am Geräusch erkennen
Neben Dedrone bietet auch DroneShield ein Erkennungs- und Warnsystem für Drohnen und Multikopter an. Das in Washington D.C. beheimatete Unternehmen nutzt für sein System insbesondere akustische Technologien, um Drohnen in einem Radius von bis zu 150 Yards frühzeitig erkennen zu können. DroneShield kam bereits zu diversen Großveranstaltungen – unter anderem dem Boston Marathon 2014 – zum Einsatz. Das System kann Warnungen per E-Mail oder SMS versenden und aufzeichnete Aktivitäten – etwa für anschließende Gerichtsprozesse – aufzeichnen.
https://www.youtube.com/watch?v=QGdzQPb1LZI
5. DeTect: Intelligentes Radar-System
Das in Florida ansässige Unternehmen DeTect Inc. will Drohnen mit einem intelligenten Radar-System aufspüren. DeTect ist führender Hersteller mit firmeneigenen Entwicklungs- und Fertigungsstandorten und spezialisierte sich in der Vergangenheit insbesondere auf die Vermeidung von industriellem Vogelschlag – also dem Zusammenprall von Vögeln mit Flugzeugen, Windkraftanlagen, Sendetürmen oder sonstigen Objekten. Auf Grundlage von derartigen Systemen entwickelte DeTect auch Radar-Systeme zur Erkennung von Drohnen und Multikoptern.
6. Johnny Dronehunter: Selbstjustiz auf Cowboy-Art
Johnny Dronehunter ist selbsternannter Beschützer der Privatsphäre und Drohnen-Hasser zugleich. Johnny hasst aber nicht nur Drohnen, sondern ist auch Aushängeschild für den US-amerikanischen Waffenhersteller SilencerCo. In einem Werbe-Video zeigt das im US-Bundesstaat Utah ansässige Unternehmen, dass sich der Shotgun-Schalldämpfer Salvo 12 insbesondere zum Abschusss von Drohnen eignet – kein Einzelfall, wie auch zahlreiche andere Videos zeigten. Tatsächlich haben in der Vergangenheit schon einige schießwütige Menschen versucht, dem Drohnen-Boom nicht mit technischer Raffinesse, sondern vielmehr auf kompromisslos-konventionelle Weise Einhalt zu gebieten. So ist Johnny Dronehunter zwar nur eine mehr oder weniger fiktive Werbefigur, doch nacheifernde Drohnen-Gegner dürften auf lange Sicht nicht auf sich warten lassen. Ob der Griff zur Waffe der richtige Weg ist, darf natürlich jeder für sich selbst entscheiden.