„Exzellente Tests“ und ein „hervorragendes Einsatzmittel“, frohlockte Gerd Neubeck, Sicherheitschef der Deutschen Bahn, nach ersten Drohnen-Testflügen gegenüber der „Bild am Sonntag“. Doch dem ehemaligen Vizepräsidenten der Berliner Polizei ist eine gewisse Wehmut zu entnehmen, wenn es um die Kriminalität in Sachen Deutsche Bahn geht.
Verdenken kann man es ihm nicht. Eigentlich wollte die DB unbemannte Flugobjekte einsetzen, um Graffiti-Sprayern und Metalldieben den Garaus zu machen. Die Kriminellen sollten beim Sprayen oder Stehlen auf frischer Tat ertappt werden. Da die Drohnen über hochauflösende Kameras verfügen, könnten entsprechende Beweisbilder gerichtlich weiterverwendet werden. Außerdem sind die High-End-Drohnen klein, wendig, leise und könnten von geschulten Bundespolizisten oder Sicherheitsmitarbeitern aus weiter, sicherer Ferne gesteuert werden. Die unbewaffneten Aufklärer dienen letztlich der Kriminalitätsbekämpfung. Eine Drohne schlägt – je nach Ausstattung – mit rund 50.000 Euro zu Buche. Dem stehen materielle Schäden in Höhe von zweistelligen Millionenbeträgen entgegen, die die Deutsche Bahn jährlich in Kauf nehmen muss. Meist sind es Schienen- und Kabeldiebe oder aber jugendliche Sprayer und Vandalen, die für die immensen Schäden verantwortlich sind und nicht nur Neubeck schlaflose Stunden bereiten.
Die deutsche Bahn scheint, trotz konsequenter Strafverfolgung und umfassenden Präventionsmaßnahmen, den Vandalismustaten und Diebstählen machtlos gegenüberzustehen. Regionale Schwerpunkte in Sachen Graffiti setzen Berlin, Sachsen und Nordrhein-Westfalen. Unter den Sprayern, die meist aus allen sozialen Schichten stammen, hat sich seit den achtziger Jahren auch in Deutschland eine konstante Szene gebildet. Die Zahl der Vandalismustaten in puncto Graffiti, zerkratzten Scheiben oder beschädigten Sitzen beläuft sich für das Jahr 2012 auf etwa 30.000 Fälle – rund drei Prozent mehr als im Jahr 2011. Die Reinigung der Züge und das Entfernen der aufgesprühten Farbe muss zumeist mit aggressiven Lösungsmitteln realisiert werden. Speziell geschulte Mitarbeiter der DB müssen die aufgetragenen Farbschichten in mühevoller Handarbeit Schicht um Schicht abtragen. Die Neulackierung eines Zuges kostet bis zu 15.000 Euro und dauert rund sieben Tage. Auch historische Bauwerke und Lärmschutzwände stehen im Programm der selbsternannten „Künstler“.
Mit dem nächtlichen Einsatz von Drohnen wäre es der deutschen Bahn sicherlich möglich gewesen, potentielle Täter abzuschrecken und Straftaten effektiv aufzudecken. Da die deutschen Behörden keine Fluggenehmigungen für die Nachtstunden erteilen, bleiben der DB noch gefährliche, kostenintensive Hubschraubereinsätze und trainiertes Wachpersonal, um die immensen Straftaten aufdecken zu können.