Ein Industrie- und Grafik-Designer stellt auf Basis der Tesla-Elektrofahrzeuge eine Drohnen-Studie vor, die für Furore sorgt. Die Tesla Drone ist eine Neuinterpretation der aktuellen Multikopter-Technik und stellt – wenn auch virtuell – auf gelungene Art und Weise ein mehr oder weniger denkbares Drohnen-Modell in Aussicht.
Tesla Motors Inc. als Synonym für Energieeffizienz
Hersteller und Entwickler von Drohnen und Multikoptern stehen vermehrt vor einem Problem: Die maximale Flugzeit in Abhängigkeit von der Energieeffizienz und dem verbauten Akku. Kameradrohnen aus dem Hobby- und Profi-Bereich erreichen bislang lediglich Flugzeiten von etwa 20 bis 30 Minuten – und das ist schon ein am Durchschnitt gemessener Wert, der sich sehen lassen kann. Einem ähnlichen Problem begegnet man auch in der Automobilindustrie, etwa wenn es um die Reichweite von Elektrofahrzeugen und Plug-In-Hybriden geht. Auch hier bestreiten die Autobauer unterschiedliche Wege, was wiederum zu Fahrzeugen führt, deren Reichweiten je nach Bauart und Akku unterschiedlich und immer noch nicht voll ausgeschöpft sind. Wegweisend für die Entwicklung von Elektrofahrzeugen war und ist auch heute noch das im US-amerikanischen Silicon Valley ansässige Unternehmen Tesla Motors Inc. Namensgebend für Tesla war Nikola Tesla, ein Physiker und Ingenieur, der seinerzeit die Weiterentwicklung der Elektrotechnik und elektrischen Energietechnik prägte und auch heute noch eine wichtige Rolle in unzähligen Lebensbereichen spielt.
Das US-amerikanische Unternehmen Tesla Motors Inc. gilt heute als Synonym für emissionsarme Elektro-Sportwagen. Mit dem Tesla Model S bietet der Autobauer eine verbrauchsarme Premium-Limousine für umwelt- und energiebewusste Autofahrer, die von der Elektromobilität überzeugt sind und mit innovativer Technik vom Hof fahren wollen. Forbes bewertet Tesla Motors Inc. als das innovativste Unternehmen im Jahr 2015.
Tesla Drone: Design aus dem Hause Tesla
Der in Kapstadt geborene Industrie-Designer Fraser Leid sieht in Tesla Motors ebenfalls ein großes Potenzial und ist schier begeistert von Technik und Design der aktuellen Tesla-Fahrzeuge. Er assoziiert Tesla mit Energieeffizienz und innovativer Technik – Begriffe, die auch unter Drohnen- und Multikopter-Piloten eine wichtige Rolle spielen. Der in Bereichen wie Industriedesign, Grafikdesign, Entwurf und Fertigung spezialisierte Designer Fraser Leid verbindet diese Themen miteinander und stellt auf Basis vom Tesla-Produktdesign eine Drohnen-Studie vor, die für Begeisterung sorgen dürfte und über interessante Details verfügt.
Twin Blade (Bicopter) statt Quadrokopter
Bezeichnend bei der Drohnen-Studie ist die Bauform: Statt einen eher konventionellen Quadrokopter zu zeichnen, entwickelt der Designer eine recht gewöhnungsbedürftige Twin Blade-Bauform. Die zweifachen Rotoren sollen sich in der Praxis auch als Kamera-Ausgleichssystem verantwortlich zeigen, so dass ein konventioneller Gimbal nicht von Nöten sein soll. Außerdem können die Rotoren auf Wunsch sowohl in vertikaler als auch horizontaler Position den Bedürfnissen des Anwender entsprechen – die vertikale Konfiguration soll sich zum Beispiel für einen stabilen und vergleichsweise langsamen Flug eignen und weitwinklige Panorama-Videos ermöglichen, während in der abgewinkelten, horizontalen Rotoren-Position eher agile und hohe Geschwindigkeiten im Vordergrund stehen sollen. Ob der Bi- oder Dualcopter in der realen Praxis wirklich so funktionieren könnte, sei hier einmal dahingestellt.
Kohlefaser-Blades statt Propeller
Beim Design der Tesla Drone ebenfalls auffällig: Die genutzten Propeller. Im Gegensatz zu konventionellen Drohnen verfügt die Tesla Drone über sechs klingenförmige Rotoren je Rotorwelle. Auch das ist neben der alles andere als schematischen Bicopter-Bauform eine sehr unübliche Eigenschaft, über deren Effizienz und Aerodynamik sich sicherlich streiten lässt. Dennoch vermittelt das Design einen recht hochwertigen und individuellen Anspruch, den man sich beim Kopter-Einheitsbrei des Öfteren wünscht. Umso erstaunlicher ist es immer wieder, wenn in der Realität hergestellte Quadrokopter wie der Yuneec Q500, DJI Inspire 1 oder aber der ProDrone Byrd-Quadrokopter mit einem etwas individuelleren Designanspruch auf den Markt kommen und sich durch ein besonderes Design oder wenigstens durch hochwertige Materialien auszeichnen und abheben.
Apropos Materialien: Einziges realitätsnahes Merkmal bei der Tesla Drone ist der Werkstoff Carbon, der auch bei konventionellen Drohnen-Modellen immer beliebter wird. Carbon zeichnet sich durch eine hohe Verwindungssteifigkeit sowie einem besonders leichten Gewicht aus. Diese Attribute schätzt jedoch nicht nur der junge Drohnen-Designer, sondern auch die Automobilindustrie. Elektrofahrzeuge wie der Tesla Roadster oder der BMW i3 verfügen sogar über ganze CFK-Karosseriekomponenten. Einziges Manko von Carbon ist die vergleichsweise kostenintensive Herstellung, weshalb dieser Werkstoff nur in den seltensten Fällen in der Serienfertigung eingesetzt wird und sowohl beim Tuning von Multikoptern (z.B. Carbon-Propeller zum Nachrüsten) oder aber beim Tuning von Fahrzeugen (z.B. Carbon-Heckdiffusor für den BMW 4er) häufiger vorzufinden ist.
Magnetischer Dock (MagDock) mit induktiver Ladefunktion
Die Tesla Drone verfügt gemäß den Designentwürfen über einen magnetischen Dock, an dem sie kabellos geladen werden kann. Kabelloses Laden gewinnt eine immer größere Bedeutung im Wearable- oder Smartphone-Bereich. Per Induktion können die verbauten Akkus geladen werden, ohne dass der Anschluss von Kabeln notwendig wird. Etabliert hat sich insbesondere der Qi-Standard. Qi rührt vom chinesischen Wort für „Lebensenergie“ und ist ein proprietärer Standard zur kabellosen Energieübertragung anhand von elektromagnetischer Induktion. Erfahrungsgemäß dauert induktives Laden länger als herkömmliches Laden, weshalb der Energieverbrauch letzten Endes ebenfalls ein höherer ist. Vorteile des induktiven Ladens sind nicht nur der praktikablere Komfort, sondern auch geringere Verschleißerscheinungen sowie der herstellerübergreifende Standard. Neben dem etwas höheren Energieverbrauch weist die induktive Energieübertragung auf Basis des Qi-Standards auch eine langsamere Ladegeschwindigkeit auf. Spannend ist induktives Laden nicht nur im Rahmen von Smartphones und Tablets, sondern in naher Zukunft sicherlich auch was Drohnen und Multikopter anbelangt. Wenn die Nachteile von induktiven Ladesystemen für Drohnen ausgemerzt werden könnten, würden sich Ladestationen hier sicherlich anbieten. Bei Staubsauger– und Rasenmäher-Robotern, Smartphones und elektrischen Zahnbürsten hat sich diese Energieübertragung längst etabliert – warum also nicht auch bei induktiven Lande- und Docking-Stationen für Drohnen?
Technische Spezifikationen haben es in sich
Neben den besonderen Features wie der seltenen Bauform, den klingenförmigen Propellern oder einer magnetischen Ladestation samt Wireless Charging-Funktion weist die Tesla Drone einen 10.000 mAh starken Li-ion Akku auf. Mit diesem Energiespeicher verspricht die Studie eine Flugzeit von bis zu 60 Minuten. Die Ladezeit soll indes nur 20 Minuten betragen. Doch nicht nur mit diesen, sondern mit noch vielen weiteren technischen Daten betritt die Tesla Drone relativ realitätsfernes Terrain.
4K-Kamera mit satten 30 Megapixeln
Die Tesla Drone verfügt über eine integrierte Kamera, die mit satten Spezifikationen und technischen Highlights ebenfalls beeindrucken soll. Der Designer entschied sich für eine spiegellose MFT-Kamera, wie sie auch bei den erst kürzlich vorgestellten DJI Zenmuse-Systemen vorzufinden ist. Die hohe Nachfrage nach MFT-Kameras im Allgemeinen und in Bezug auf den DJI Inspire 1 mit Zenmuse-Systemen nimmt innerhalb des Multikopter-Bereichs stetig zu. Vorteile dieser Kamera-Systeme sind das geringe Gewicht bei vergleichsweise kompakter Bauweise. Aber auch die Möglichkeit, hochwertige Wechselobjektive innerhalb des herstellerübergreifenden MFT-Standards für Luftaufnahmen nutzen zu können, spielt bei der Verwendung von Micro Four Thirds-Kameras eine große Rolle. Entgegen der DJI Zenmuse X5-Kamera wartet die Kamera der Tesla Drone jedoch nicht mit nur 16 Megapixeln, sondern satten 30 Megapixeln auf. Eine solch hohe Pixel-Anzahl spricht für eine ausreichend dimensionierte Bildauflösung, die im Multikopter-Bereich bislang nur in Kombination mit besonders hochwertigen und kostspieligen Kamera-Modellen erreicht werden kann. Die maximale Videoauflösung gibt der Designer in 4K-Qualität (Ultra-HD) an.
Was man von der Studie halten soll
Prinzipiell handelt es sich bei der Tesla Drone eben nur um eine Studie, die mit dem tatsächlichen Nutzen und der tatsächlichen Realität nur wenig gemein hat. Dennoch: Der Designer Fraser Leid gibt einen lohnenswerten Ausblick auf das, was bereits möglich ist oder möglich sein kann. Insbesondere die Idee einer induktiven Ladestation gefällt uns, denn das ständige Ein- und Ausstöpseln von Ladekabeln könnte damit der Vergangenheit angehören und RTF-Multikopter noch komfortabler machen. Andere Aspekte der Tesla Drone und die Idee selbst, können sich ebenfalls sehen lassen und sind zumindest grafisch auf sehr hohem Niveau umgesetzt worden. Gefällt uns! Mehr Infos und Inspirationen von Fraser Leid gibt es unter https://www.behance.net/FraserLeid.