Der DJI Ronin-S ist ein vielseitiges Stabilisierungssystem für digitale Spiegelreflexkameras oder spiegellose Systemkameras. Mit einem Preis von 749,- Euro spielt der DJI Ronin-S in der höheren Liga mit. Doch hält der Handheld-Gimbal für DSLRs und Co. auch das, was er verspricht? Wir haben uns den 3-Achsen-Gimbal und seine Funktionen genauer angeschaut.
DJI Ronin-S: Handheld-Gimbal für DSLRs und spiegellose Systemkameras
Der neue DJI Ronin-S ist ein Handheld-Gimbal, der speziell für spiegellose Kameras und DSLR-Systeme entwickelt worden ist. Dabei ist der DJI Ronin-S ein universelles Gimbal-System – der Gimbal ist mit den meisten aktuellen Systemkameras oder DSLRs der Marken und Hersteller Canon, Panasonic, Sony oder Nikon kompatibel. Die maximale Nutzlast liegt bei 3,6 Kilogramm, während der im Handgriff integrierte Akku eine Laufzeit von bis zu 12 Stunden ermöglicht. Der DJI Ronin-S kommt dabei mit einer 3-Achsen-Stabilisierung, einer präzisen Fokus- bzw. Schärfeeinstellung und recht kompaktem Design daher. Aber auch die Qualität und Haptik spricht für sich und überzeugt sowohl im Einsteiger- als auch Profi-Bereich. Der dreiachsige Stabilizer ist der ideale Begleiter für Videofilmer auf Hochzeiten oder Reisen. Wer Videodokumentationen aufzeichnen möchte, findet mit dem DJI Ronin-S ein kompaktes und durchdachtes Werkzeug, dass das verwackelungsarme Filmen ohne größeren Aufwand ermöglicht.
DJI Ronin-S: Test und Erfahrungen
Der DJI Ronin-S bringt ein Eigengewicht von 1,8 Kilogramm auf die Waage und weist eine sehr hohe Material- und Verarbeitungsqualität auf. In der Praxis ist das Eigengewicht des Handgimbals recht hoch – vergleichbare Einhand-Gimbal für DSLRs bieten hier meist ein deutlich geringeres Gewicht. Kommt noch das entsprechende Kamerasystem hinzu, fällt es über einen längeren Zeitraum hinweg ziemlich schwer, den Handheld-Gimbal mit nur einer Hand festzuhalten. Dennoch: Der Handgriff des Gimbals ist gummiert, was die Benutzung und Bedienung sicher und bequem macht. Hauptsächlich setzt sich der Handheld-Gimbal aus zwei Bauteilen zusammen: dem Handgriff inklusive integriertem Akku und dem eigentlichen Stabilisierungssystem. So kann der Gimbal praktisch und platzsparend transportiert werden. Das Zusammenbauen beider Bauteile geht schnell und intuitiv vonstatten. Und überhaupt ist die Montage durch zahlreiche Schnellspann- oder Verdrehverschlüsse schnell und komfortabel.
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Das Design des DJI Ronin-S wirkt nicht nur hochwertig verarbeitet, sondern auch durchdacht. Ein Vorteil des DJI Ronin-S ist beispielsweise das im Handgriff eingebaute Stativ, so dass kein eigener Halter und auch kein Mini-Stativ für den Handgimbal transportiert werden muss. Wer möchte, kann das Mini-Stativ (Tripod) des DJI Ronin-S sogar entfernen und anderweitig verwenden – beispielsweise in Kombination mit dem DJI Osmo Mobile 2. Im Übrigen weist der Handheld-Gimbal einen 12V-Anschluss für Zubehör, einen USB-C-Port, einen Trigger zum Schwenken, verschiedene Status-LEDs, einen Ein- und Ausschaltknopf, ein Drehrädchen für Fokuseinstellungen, einen RSS-Anschluss sowie die Mounting Plate bzw. Schnellwechsel-Platte für verschiedenste Kamerasysteme auf. Der Lieferumfang beinhaltet daher Gimbal, Handgriff, Kamera-Befestigungsplatte, Objektivhalterung, Kameraerhöhung, Stativ bzw. Griff-Verlängerung, Fokus-Rad, einen Innensechskant-Schlüssel, ein Kabel-Klettband, ein Gimbal-Klettband, eine Zubehörbox, eine Transportbox, ein USB-C-Kabel, ein RSS-IR-Kabel, ein Multi-Kamera-Steuerungskabel (Typ B), ein Multi-Kamera-Steuerungs-Kabel (Typ C) sowie ein 24-Watt-Netzteil und Anleitungen.
Balancing und Einrichtung
Bevor der Handheld-Gimbal verwendet werden kann, ist das so genannte Balancing notwendig. Dabei handelt es sich um einen Schritt-für-Schritt-Prozess, bei dem das spezifische Kameragewicht an die Leistung des Gimbals angepasst wird. Durch das Balancing wird das Gleichgewicht der Kamera auf jeder Achse eingestellt – nur dann kann der Gimbal perfekt arbeiten und die Kamerabewegungen effektiv ausgleichen. Der Balance-Prozess dauert dabei nur rund fünf Minuten und wird lediglich mit Hilfe von Schnellspannern vorgenommen, muss jedoch bei Verwendung einer anderen Kamera oder eines anderen Objektivs (je nach Gewicht) wiederholt werden. Insgesamt sind es drei Achsen (Roll, Pan, Tilt), die im Rahmen des Balancings auf das Kameragewicht angepasst werden müssen. Zunächst folgt das Balancing der vertikalen Tiltachse, dann das Balancing der Roll-Achse und anschließend das Balancing der Pan-Achse. Wie der Balancing-Prozess vorgenommen wird, wird detailliert im mitgelieferten Quick Start Guide oder in zahlreichen YouTube-Tutorials beschrieben:
Die Kamera kann mit dem Hotshoe Bracket bzw. der optionalen Blitzschuhhalterung für den DJI Ronin-S zusätzlich befestigt und gesichert werden, um der Kamera noch mehr Stabilität zu verleihen. Dies ist besonders dann empfehlenswert, wenn man den Gimbal an einem Fahrzeug oder im Rahmen von anderen Umgebungen nutzen möchte, bei denen hohe Fahr- oder Windgeschwindigkeiten herrschen und gegebenenfalls die Stabilität des Gimbals beeinflusst wird.
Aktivierung und Einstellungsmöglichkeiten
Nach dem Balancing wird der DJI Ronin-S via Bluetooth und Ronin-App aktiviert. In der App gibt es verschiedene Einstellungen und Funktionen. Hier gibt es beispielsweise Einstellungen der Motorparameter – im Untermenü etwa zur Motorsteifigkeit (Stiffness). Mittels Steifigkeit wird die Motorleistung auf das Gewicht an jeder Achse eingestellt. Im Idealfall wählt man jedoch Auto Tune – hier wird der Steifigkeitswert der Motoren in Abhängigkeit von der Nutzlast bestimmt. Durch drei standardmäßige Aggressivitätsprofile kann man den gewünschten Steifigkeitswert individuell anpassen. In den meisten Fällen ist es empfehlenswert, die Profile „Mid“ oder „High“ zu verwenden. Bei Schwenks, bei denen man sich langsam und weich bewegt, kann man auch „Low“ verwenden. Abseits von der Steifigkeit bzw. Aggressivität der Motoren gibt es noch weitere Einstellungen bei der Stärke (Strength), der Filterung (Filter) oder der Ansteuerung (Control) – diese Einstellungen sollten jedoch nur von erfahrenen Benutzern individuell justiert und verändert werden.
Abseits von den Motorparametern bietet die Ronin-App weitere Einstellungen im Rahmen von SmoothTrack. Unter SmoothTrack können Geschwindigkeit, Beschleunigung oder Totzonen (Deadband) individuell – jeweils für die Schwenk-, Neigungs- und Rollachse – definiert werden. Standardmäßig bietet die Ronin-App drei Profile mit jeweils langsamer, mittlerer oder hoher Geschwindigkeit. Das Profil wird dabei automatisch aktiviert, indem man die M-Taste des DJI Ronin-S einmalig antippt bzw. drückt. Hält man die M-Taste hingegen gedrückt, wird automatisch der Sportmodus mit entsprechend hoher Schwenkgeschwindigkeit aktiviert.
Unter dem dritten Menüpunkt Control Settings gibt es einstellbare Parameter für den Joystick am DJI Ronin-S. Unter dem Submenü „Motion“ stehen je Achse verschiedene Einstellungen für Totzonen, Geschwindigkeit, Smoothing oder Endpunkte zur Verfügung. Wird der Totzonen-Wert erhöht, muss der Joystick stärker bewegt werden, um den Gimbal zu bewegen.
Unter Smoothing wird hingegen eingestellt, wie der Gimbal nach dem Loslassen des Joysticks reagieren soll – daher, ob der Gimbal langsam auslaufen oder abrupt stoppen soll. Und unter den Endpunkten kann man den Rotationsbereich des Gimbals eingrenzen. Sind die Endpunkte nach links und rechts auf jeweils 180° eingestellt, dreht sich der Gimbal unendlich bzw. kontinuierlich. Aber auch auf der Neigungsachse können Endpunkte definiert werden. Dies ist beispielsweise dann erforderlich, wenn man Objektive mit einer hohen Brennweite nutzt und man ein eventuelles Anstoßen des Objektivs am Gimbalrahmen vermeiden möchte. Zuletzt gibt es noch das Submenü „Channel“. Hier kann man die gesteuerten Achsen je nach Joystick-Bewegung neu zuweisen und beispielsweise die Bewegungsrichtung des Joysticks umkehren. Schade ist, dass nur die wenigsten Kameras das mitgelieferte Fokus-Rad unterstützten. Mit dem Fokus-Rad ist es möglich, den Schärfebereich der Kamera zu steuern.
RSS-IR-Kamerasteuerung oder 360-Grad-Schwenks
Um den Verschluss / Auslöser bzw. die Aufnahme-Taste des DJI Ronin-S nutzen zu können, muss das mitgelieferte RSS-Infrarot-Kabel mit dem Gimbal verbunden werden. Anschließend wird das Infrarot-Licht des Kabels auf den Infrarot-Sensor der Kamera gerichtet. Dabei steht ein praktischer Klettverschluss im Lieferumfang zur Verfügung, um das RSS-IR-Steuerkabel zusätzlich am Gimbal zu befestigen. Wer eine Canon-Kamera (z.B. EOS 6d) nutzt, muss die Kamera auf den Videoaufnahmemodus und den Infrarotsteuerungsmodus (Selbstauslösermodus) einstellen, damit die Kamerasteuerung via Gimbal-Schalter funktioniert. Bei Sony-Kameras muss die Infrarot-Fernbedienungsfunktion aktiviert und unterstützt werden. Wer eine Kamera mit USB-C-Anschluss sein Eigen nennt, kann auch das Kamera-Kontrollkabel mit USB-C-Anschluss verwenden. Dies ist beispielsweise bei der Panasonic GH5 möglich. Welche Funktionen der Kamerasteuerung mit dem Gimbal unterstützt werden, hängt vom jeweiligen Kamerahersteller und Kameratypen ab.
Der integrierte 2.400-mAh-Akku des DJI Ronin-S wird mittels USB-C-Anschluss am Handgimbal mit frischem Strom versorgt. Mit einem 24-Watt-Netzteil und einem USB-C-Kabel beläuft sich die Ladezeit des DJI Ronin-S auf rund zwei Stunden und 15 Minuten. Die Laufzeit des DJI Ronin-S liegt bei satten 12 Stunden – hier hat der DJI-Gimbal im Vergleich zu den Konkurrenten die Nase weit vorn. Ein weiterer nennenswerter Vorteil des DJI Ronin-S ist, dass Gimbal und Kamera um 360 Grad schwenkbar sind. Durch den Infinity Roll des DJI Ronin-S bieten sich daher sehr ausgedehnte Kameraschwenks an, was sich wiederum auf die Möglichkeiten bei der Aufnahme positiv auswirkt. Mit dem Joystick des DJI Ronin-S kann die Schwenkgeschwindigkeit äußerst präzise gesteuert werden, so dass nicht nur schnelle, sondern auch besonders langsame Kameraschwenks möglich sind. Für motorisierte Kamerafahrten ist eine steuerbare Schwenkgeschwindigkeit unerlässlich, so dass der DJI Ronin-S im Vergleich zu seinen Mitbewerbern durchaus zu überzeugen weiß. Auch praktisch: Mit Hilfe der Ronin-App kann der DJI Ronin-S außerdem automatisch komplexe Kamerabewegungen für Panoramen oder Hyperlapse erstellen.
DJI Ronin-S: Viele Einstellungen, gute Qualiät, hohes Gewicht
Der DJI Ronin-S ist äußerst hochwertig verarbeitet und kommt mit einem großen Lieferumfang daher. Dank Ronin-App gibt es unzählige Einstellungskombinationen und Einstellungsmöglichkeiten für Gimbal, Kamera oder Steuerung. Profis werden sich über die technischen Spielereien des DJI Ronin-S freuen, während Einsteiger zunächst die standardmäßigen oder empfohlenen Einstellungen nutzen sollten. Die Montage und Einrichtung des DJI Ronin-S ist einfach und geht schnell vonstatten. Kleine Features wie das integrierte Stativ oder die Kamera-Steuerung via Infrarot-Kabel machen den DJI Ronin-S zu einem komfortablen und einsteigerfreundlichen Handheld-Gimbal. Minuspunkte sammelt der DJI Ronin-S aufgrund des recht hohen Eigengewichts, so dass sich der Einhand-Gimbal in der Praxis eher als Zweihand-Gimbal herausstellt.