Neben der Insta360 mit der One X oder GoPro mit der Fusion hat auch der Schweizer Hersteller Garmin mit der Virb 360 eine aktuelle 360-Grad-Kamera im Programm. Dabei soll die Garmin Virb 360 durch eine herausragende Bildqualität, intuitive App-Steuerung und guten Rundum-Klang überzeugen. Preis der 360-Grad-Kamera: 699,99 Euro (UVP / Stand 04/2019). Wie also schlägt sich die Garmin Virb 360 im Test – und wo liegen die Vor- und Nachteile zu anderen aktuellen 360-Grad-Kameras? Wir klären auf.
Test: Garmin Virb 360
Die Garmin Virb 360 ist eine 360-Grad-Kamera und zugleich Action-Kamera – soll also 360-Grad-Aufnahmen aufzeichnen und durch ein robustes und langlebiges Design überzeugen. Garmin verspricht vielfältige Einsatzmöglichkeiten – von der Nutzung im oder am Auto bis hin zur Nutzung beim Fahrradfahren, Mountainbiken, Snowmobilfahren, Skydiven oder Snowboarden.
Das Design der Garmin Virb 360 ist mit Abmessungen von 39 x 59,3 x 69,8 Millimetern vergleichsweise kompakt. Nur das Gewicht ist mit 160 Gramm im Vergleich zur GoPro HERO 7 Black (116 Gramm) oder Insta360 One X (115 Gramm) vergleichsweise schwer. Vorteil der Garmin Virb 360 gegenüber der Insta360 One X ist, dass die 360-Grad-Kamera auch ohne zusätzliches Schutzgehäuse eine Wasserdichtigkeit von bis zu 10 Metern aufweist. Die Insta360 One X kann hingegen nur mit dem optionalen Dive Case beim Tauchen, Schnorcheln oder Wassersport eingesetzt werden. Zum Glück ist der Akku der Garmin Virb 360, wie auch bei der Insta360 One X oder GoPro HERO 7 Black, austauschbar. Der wechselbare Akku der Garmin Virb 360 soll laut Herstellerangabe eine Laufzeit von etwa einer Stunde und fünf Minuten ermöglichen. In der Praxis ist die Akkulaufzeit nur marginal niedriger – je nachdem, welche Funktionen man nutzt und ob beispielsweise die WiFi-Funktion aktiviert oder deaktiviert ist. Einzigartig an der Garmin Virb 360 sind die insgesamt vier integrierten Mikrofone. Diese sorgen für eine Rundum-Tonaufnahme, die sich hören lassen kann. Im Übrigen können die verstärkten Glasobjektive ohne Werkzeug ausgewechselt werden.
Garmin Virb 360: Optional zahlreiches Zubehör erhältlich
Zum Lieferumfang der Garmin Virb 360 gehören Kamera, Lithium-Ionen-Akku, USB-Lade- und Sync-Kabel, Stativhalterung mit klassischem 1/4″-Zoll-Gewinde, Action-Halterung, Tischstativ bzw. Handgriff sowie ein Quick Start Guide. Eine ausführliche und deutschsprachige Bedienungsanleitung für die Garmin Virb 360 bietet der Hersteller zum kostenlosen Download auf der Website an. Hier hat der Hersteller außerdem einige Video-TutorialsGa, etwa Tutorials zum Einrichten der Kamera oder Tutorials rund um die Kameraeinstellungen, veröffentlicht.
Eine microSD-Speicherkarte gehört nicht zum Lieferumfang der Garmin Virb 360 und muss – trotz des hohen Anschaffungspreises – separat erworben werden. Lobenswert ist dennoch das vielfältige, optionale Zubehör für die Garmin Virb 360. So bietet der Schweizer Hersteller allerhand Zubehör- und Ersatzteile, Accessoires sowie Halterungen und Befestigungen für die Garmin Virb 360 an. Neben Akku-Ladegerät, Ersatz-Akkus, Brustgurten, Fahrzeughalterungen, Bootshalterungen, Stativhalterungen, Lenkerhalterungen, Handgelenk-Halterungen, Wassersport-Halterungen bietet der Hersteller sogar ein optionales Hundegeschirr für die Garmin Virb 360 an. Im Prinzip gibt es daher kaum einen Anwendungsfall, bei dem die 360-Grad-Kamera nicht auch wie eine herkömmliche Action-Kamera verwendet werden kann.
Bedienung und Steuerelemente
Im Vergleich zu rechteckigen Action-Kameras, etwa die Yi 4K+ oder GoPro HERO 7 Black, fällt das eher würfelförmige Design der Garmin Virb 360 auf. Vorn und hinten steckt jeweils ein Bildsensor mit einer Auflösung von 12 Megapixeln und einem extrem weitwinkligen Sichtfeld. Optik und Haptik der Kamera vermitteln einen durchdachten und robusten Eindruck. Auf einer Seite, der Oberseite der Garmin Virb 360, befindet sich das Bedienfeld. Das Bedienfeld setzt sich wiederum aus einem kleinen Status- und Info-Display und vier Buttons zusammen. Hier bietet die Garmin Virb 360 einen Power-, Bestätigungs- und WiFi-Button. Die Power-Taste (1) wird einerseits zum Ein- und Ausschalten der Kamera sowie zum Durchblättern in Menüs und Menüelementen genutzt. Um die Garmin Virb 360 ein- oder auszuschalten, muss man den Power-Button gedrückt halten. Drückt man die OK- bzw. Bestätigungstaste (2) im Hauptmenü, kann man ein Einzelfoto aufzeichnen. Mit langem Tasten-Druck im Hauptmenü kann man den Timer zum Verzögern der Fotoaufnahme einrichten. In den Untermenüs wird die Taste genutzt, um ein entsprechendes Menüelement auszuwählen. Mit der dritten Taste, der WiFi-Taste (3), kann man Menüs und Menüelemente durchblättern oder durch langen Tastendruck die WiFi-Funktion aktivieren bzw. deaktivieren.
Zudem findet man an der rechten Seite der Garmin Virb 360 einen Schiebeschalter (4), der die Videoaufzeichnung startet oder beendet. Im Großen und Ganzen ist die Bedienung der Garmin Virb 360 gut und verständlich zu handhaben. Zwar bietet das Display wie auch die Insta360 One X keinerlei Touch-Funktionen, dafür bietet die Garmin Virb 360 eine klar strukturierte Menüführung und ein gut ablesbares Display. Zudem verfügt die Garmin Virb 360 über zwei Status-LEDs, die beispielsweise über den Betriebszustand der Kamera informieren. Blinken die Status-LEDs beispielsweise schnell hintereinander, ist der Ladezustand des Akkus gering. Das Fach für den Akku der Garmin Virb 360 befindet sich auf der unteren Seite. Auf der linken Seite der Garmin Virb 360 verbirgt sich hinter der Abdeckung der Steckplatz für die microSD-Speicherkarten.
Garmin empfiehlt, für die Virb 360 eine microSD-Speicherkarte mit einer Geschwindigkeitsklasse von U3 /UHS-I oder höher und einer Speicherkapazität von bis zu 128 Gigabyte zu verwenden. Neben dem Speicherkarten-Steckplatz findet man hier auch den USB-Port zum Laden des Akkus. Optional kann man sich das duale Ladegerät für die Garmin Virb 360 (Kostenpunkt: 34,99 Euro UVP) besorgen und bis zu zwei Akkus außerhalb der Kamera aufladen. Zudem ist die Garmin Virb 360 dank microHDMI-Anschluss in der Lage, das Livevideo der Kamera auf einem externen Gerät, etwa einem Bildschirm oder einem Übertragungs- oder Streaming-Gerät, auszugeben.
Eingebaute Sensoren und G-Metrix-Daten
Der Schweizer Hersteller Garmin ist vor allen Dingen für robuste Wearables und technische Helferlein, etwa GPS-Navigationssysteme oder GPS-gestützte Fitness Tracker und Smart Watches, bekannt. Auch bei der Garmin Virb 360 lässt es sich der Hersteller nicht nehmen, Freunde und Fans von Outdoor-Aktivitäten anzusprechen. Daher verfügt die Garmin Virb 360 über eine umfangreiche Sensorik, die vom integrierten Höhenmesser, Geschwindigkeitsmesser, Gyroskop, Kompass bis hin zum GPS-Sensor reicht. Mit Hilfe des integrierten GPS-Empfängers und der zahlreichen Sensoren ist die Garmin Virb 360 in der Lage, sowohl G-Kräfte, Höhe, Geschwindigkeit, Ausrichtung und andere Telemetrie-Daten zu erfassen.
Diese Daten werden als so genannte G-Metrix-Daten automatisch gespeichert und können mit Hilfe der Garmin Virb Mobile App oder per Garmin Virb Edit Software im Videomaterial eingebunden und eingeblendet werden. Optional ist es sogar möglich, die Garmin Virb 360 drahtlos mit externen ANT+-Sensoren, etwa einem ANT+-Herzfrequenzsensor oder einem ANT+-Trittfrequenzsensor, zu verbinden und neben Beschleunigung oder Geschwindigkeit selbst Herzfrequenz oder Trittfrequenz im Video einzublenden. Wie das fertige Ergebnis mit den G-Metrix-Daten der Garmin Virb 360 ausschaut, verdeutlichen die beiden folgenden Test-Videos:
Garmin Virb-App: Smartphone-Steuerung und noch mehr Funktionen
Passend zur Garmin Virb 360 bietet Garmin eine kostenlose Smartphone-App namens „Garmin Virb App“ – sowohl für iOS- als auch Android – an. Die App fungiert dabei als praktisches Begleitwerkzeug und erweitert die Kamerafunktionen. Beispielsweise kann man mit Hilfe der Smartphone-App sowohl die Kameraaufnahme als auch Videoaufnahme steuern. Außerdem kann man sich eine Vorschau der Aufnahme in einer 360-Grad-Live-Sucheransicht anschauen oder Feineinstellungen und Profi-Kameraeinstellungen vornehmen. Zudem erlaubt die App das Anschauen des aufgezeichneten Materials sowie das Teilen in sozialen Netzwerken. Auf Wunsch kann man auch von einer Livestreaming-Funktion für Plattformen wie YouTube oder Facebook Gebrauch machen. Auffällig: Die Live-Vorschau in der App ist etwas hakelig und hat ab und an mit hohen Verzögerungszeiten zu kämpfen.
360-Grad-Aufnahmen mit der Garmin Virb 360
Die Garmin Virb 360 ist keine normale Action-Kamera, sondern eine 360-Grad-Kamera. Zwar ist die Kamera für den harten Außeneinsatz konzipiert, doch das Hauptaugenmerk der Garmin Virb 360 liegt bei den 360-Grad-Aufnahmen. Während herkömmliche Action-Kameras nur ein festes, rechteckiges Sichtfeld aufnehmen, nimmt die Garmin Virb 360 ein 360-Grad-Rundum-Video auf. Die Kamera zeichnet daher dank der beiden gegenüberliegenden Linsen mit 180-Grad-Sichtfeld in jede Richtung auf. Wichtig ist es daher, die Kamera möglichst mitten im Geschehen zu platzieren. Bei der Platzierung der 360-Grad-Kamera ist es somit essenziell, jeden Bildwinkel für die Aufnahme in Betracht zu ziehen und die Kamera so zu positionieren, dass sowohl vor, hinter, über und unter der Garmin Virb 360 eine interessante Videoaufnahme entsteht. Möglicherweise wird beispielsweise ein Teil des Sichtfeldes blockiert, wenn man die Kamera dicht vor sich hält oder die Kamera in der Nähe eines Hindernisses platziert. Prinzipiell ist die Sicht bei einem 360-Grad-Video am Anfang auf das vordere Objektiv zentriert. Um die Kamera etwas höher und daher möglichst weit von Hindernissen entfernt zu halten, bieten sich das mitgelieferte Stativ oder der mitgelieferte Griff an. Auf Wunsch zeichnet die Garmin Virb 360 natürlich auch sphärische Fotos mit 15 Megapixeln auf, die direkt von der Kamera zusammengefügt werden.
Für die Videoaufnahme bietet die Garmin Virb 360 unterschiedliche Objektivmodi. Mit dem Objektivmodus „360“ zeichnet die Garmin Virb 360 sphärische 360-Grad-Videos auf, wobei beide Objektive aktiv sind. Das von den beiden Objektiven aufgezeichnete Material wird von der Kamera automatisch zu einer 360-Grad-Videodatei in 4K-Auflösung zusammengeschnitten (Stitching). Alternativ kann man mit der Garmin Virb 360 und dem Obektivmodus „Nur vorne, nur hinten“ ein Standard-Video im 16:9-Format aufzeichnen, wobei jeweils nur eines der beiden Objektive aktiv ist. Pfeile im Display zeigen, welches der beiden Objektive beim Standard-Videomodus gerade aufzeichnet. Wichtig zu wissen: Die Standard-Videos werden mit einer FullHD-Auflösung (1080p) und nicht mit 4K-Auflösung aufgezeichnet. Als Frame-Raten stehen bei der FullHD-Aufnahme sowohl 60 Bilder pro Sekunde oder 120 Bilder pro Sekunde zur Verfügung. Zuletzt bietet die Garmin Virb 360 den Objektivmodus „RAW“. Dann wird von jedem der beiden Objektive jeweils separat ein hemisphärisches 200-Grad-Video aufgezeichnet, die zusammen eines Gesamtauflösung von bis zu 5,7K (5.760 x 2.880 Pixel) aufweisen. Die beiden Videodateien können zwar einzeln bearbeitet und mit anderen geteilt, jedoch ausschließlich mit Hilfe einer Desktop-Videoverarbeitungssoftware zu einem Rundum-Video zusammengefügt werden. Garmin bietet hierfür die kostenlose Software „Garmin Virb Edit“ an, in der 5,7K-Videos zusammengefügt, bearbeitet, beschnitten oder exportiert werden können. Alternativ bietet sich auch die kostenpflichtige 360-Grad-Software namens Autopano an. Die 360-Grad-Videos der Garmin Virb 360 können mit Hilfe der Garmin Virb App, der Garmin Virb Edit Software sowie auf YouTube, Facebook, Tablets oder mit Hilfe von Virtual Reality-Geräten, also Videobrillen, wiedergegeben werden. Für die interaktive Wiedergabe in YouTube ist allerdings ein entsprechender Desktop-Browser, etwa Google Chrome, Microsoft Edge oder Mozilla Firefox, notwendig. Die Desktop-Wiedergabe von 360-Grad-Videos im Apple Browser Safari ist nicht möglich.
Bildstabilisierung der Garmin Virb 360
Die Garmin Virb 360 ist eine der ersten 360-Grad-Kameras mit sphärischer 4K-Bildstabilisierung. Die Bildstabilisierung der Garmin Virb 360 unterscheidet sich jedoch von der elektronischen Bildstabilisierung herkömmlicher Action-Kameras. So kann die Bildstabilisierung entweder per Garmin Virb Mobile App oder per Garmin Virb Edit Desktop App mit drei unterschiedlichen Modi auf Knopfdruck vorgenommen werden – Stabilisieren, Verfolgen und Sperren. Beim Stabilisierungsmodus „Stabilisieren“ wird der Horizont im Video stabilisiert und es werden schnelle Bewegungen und Vibrationen ausgeglichen. Dieser Modus kann verwendet werden, wenn die Kamera beispielsweise an einer Windschutzscheibe, einer Motorhaube oder auf einem Fahrradlenker montiert ist. Mit dem Stabilisierungsmodus „Verfolgen“ wird hingegen die GPS-Trajektorie der Kamera stabilisiert, so dass sich dieser Modus am besten für freie Bewegungsverläufe mit viel Kamerabewegung eignet – etwa wenn die Kamera beim Mountainbiken oder als Helm-Kamera verwendet wird. Zuletzt bietet die Garmin Virb 360 den Stabilisierungsmodus „Sperren“. Dann wird die Orientierung bei der Bildstabilisierung auf eine bestimmte Kompassrichtung stabilisiert und festgelegt. Diese Art der Stabilisierung eignet sich bei Sportarten mit vielen Richtungsänderungen – etwa bei Skydiven oder beim Snowboarden. Letztlich bleibt zu sagen, dass die Bildstabilisierung der Garmin Virb 360 recht gute und ausgereifte Ergebnisse liefert. So sorgt die sphärische Bildstabilisierung für verwackelungsarme, hochwertige Aufnahmen, die auch den Aufnahmen der Insta360 One X mit elektronischer Bildstabilisierung in nichts nachstehen.
Fazit und Bewertung
Sowohl Haptik- und Materialqualität als auch Aufnahmequalität der Garmin Virb 360 sind hochwertig und einer aktuellen 360-Grad-Kamera angemessen. Daher ist die Garmin Virb 360 eine der besten 360-Grad-Kameras im Consumer-Bereich für unter 1.000 Euro. Neben der hohen Aufnahmequalität überzeugt die Garmin Virb 360 durch ein robustes Äußeres sowie eine umfangreiche Sensorik. Zudem bietet Garmin mit der Garmin Virb Mobile App oder per Garmin Virb Edit Desktop App ein umfangreiches Software-Programm für die Bearbeitung von 360-Grad-Videos. Ein Nachteil ist, dass die Garmin Virb 360 keine ultraflüssigen 4K-Aufnahmen bei 60 Bildern pro Sekunde unterstützt – hier wären Action-Kameras wie die GoPro HERO 7 Black oder Yi 4K Plus im Vorteil.