Erst kürzlich berichteten wir von der Vision des Facebook-Chefs, das Internet mittels Drohnen auch in weniger entwickelten Ländern zu verbreiten. Nun wurde bekannt, dass es Mark Zuckerberg ernster meint, als wir zunächst glaubten: Per Facebook kündigte der US-amerikanische Unternehmer an, dass er erste Luftfahrtexperten der NASA für das weltweite Drohnen-Internet hat für sich gewinnen können.
Facebook Connectivity Lab: Experten forschen an Internet-Verteilern
Demnach sollen Experten der US-Bundesbehörde für Luft- und Raumfahrt bereits über erste Technologien nachdenken, die das Internet auch für Entwicklungs- und Schwellengebiete in Afrika oder Asien zugänglich machen könnten. Dabei sollen wohl nicht nur wie angekündigt Drohnen, sondern auch Satelliten oder Flugzeuge zum Einsatz kommen. In der hauseigenen Forschungsabteilung von Facebook soll es außerdem schon seit längerer Zeit einen Zusammenschluss aus Ingenieuren und Programmierern geben, die nach Möglichkeiten des weltweiten Internetzugangs suchen. Das Facebook Connectivity Lab beschäftigt demnach fünf Experten des britischen Luft- und Raumfahrtunternehmens Ascenta sowie Experten der NASA bzw. des Ames Research Center. Ascenta soll laut Nachrichten- und Medienunternehmen Bloomberg bereits für rund 20 Millionen US-Dollar von Facebook übernommen worden sein. Ascenta könnte für die Facebook-Vision unentbehrlich sein: Das Unternehmen entwickelte das Solarflugzeug Zephyr, das seit einigen Jahren im Einsatz ist und mit mehr als 82 Flugstunden bereits Rekorde aufstellen konnte. Dabei ist Zephyr nur rund 50 Kilogramm schwer und hat eine Spannweite von knapp 23 Metern.
FSO-Technologie: Infrarot-Strahlen sorgen für schnelle Übertragungsgeschwindigkeiten
Genauere Details zu den zukunftsträchtigen Plänen gab Zuckerberg aber nicht bekannt. Sicher ist jedoch, dass in dichter besiedelten Gebieten solarbetriebene Drohnen eingesetzt werden könnten. Weniger dicht besiedelte Gebiete könnten hingegen durch Satelliten abgedeckt werden. Das Connectivity Lab könnte dabei auf eine Datenübertragung in Form von infraroten Laserstrahlen zurückgreifen und das Internet wie eine Art Hotspot noch weiter verbreiten. Die auf Infrarot-Strahlen basierende FSO-Technologie (Free-space orbit communication) soll dabei nicht nur Schwellenländer mit Internet versorgen, sondern auch Übertragungsgeschwindigkeiten enorm steigern. Denkbar wäre deshalb, dass solarbetriebene Luftfahrzeuge auch in Industrienationen zum Einsatz kommen könnten.
Facebook und die FAA
Dennoch soll sich die Entwicklung noch in den Anfängen befinden – „kleinere Probleme“ müssten laut Zuckerberg noch gelöst werden, um die mobilen Internetverbindungen tatsächlich realisieren zu können. Dabei gilt es natürlich auch, sich mit der US-Luftfahrtbehörde FAA (Federal Aviation Administration) abzustimmen. Diese plant schon länger, Luftfahrzeuge wie Drohnen im nationalen Luftraum zu integrieren. Die zivilen Drohnen sollen aber nicht für das World Wide Web zuständig sein, sondern den kommerziellen Nutzen von Drohnen und Multikoptern weiter verbreiten. Auch kleinere Aufklärungsmissionen für zivile Zwecke hat die US-Luftfahrtbehörde im Fokus.
Google und Facebook: Konkurrenten auf dem Vormarsch
Ein wohl deutlich größeres Problem könnten wohl die Konkurrenten darstellen. Denn immerhin ist Facebook nicht der einzige Konzern, der das Potenzial von Luftfahrzeugen entdeckt hat. Auch Google will mit dem Project Loon zum Wegbereiter des modernen Internets werden. Hier könnten riesige Ballons mit Antennen ausgestattet werden und in mehr als 20 Kilometern Höhe schweben, um das Internet weiter zu verbreiten. Außerdem unterhält Google ein Projekt namens Link, das mittels Glasfasernetzwerk Millionenstädte wie die Hauptstadt Ugandas mit Internet versorgen könnte.
Schwindende Nutzerzahlen bereiten Probleme
Die Offensive des Facebook-Konzerns ist allerdings nicht ganz eigennützig, denn schon länger kämpft das Online-Netzwerk mit Wachstumsproblemen. Facebook vermutet, dass mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung über keinen Internetzugang verfügen. Nur durch den weltweiten Internetzugang könnte der Teil inaktiver Nutzer und schwindender Nutzerzahlen kompensiert werden, weshalb es nicht verwunderlich ist, dass Facebook zunehmend in der Telekommunikationsbranche mitmischen will und auch hohe Investitionen nicht scheut. Dazu gehört nicht zuletzt der Kauf des mobilen Nachrichtendienstes Whatsapp – auch Pläne zur Entwicklung einen besonders günstigen Smartphones soll es bereits geben.