Schweden reagiert auf die wachsende Zahl unidentifizierter Drohnenflüge über Nordeuropa mit einem umfassenden Modernisierungsprogramm für seine Streitkräfte. Das Verteidigungsministerium in Stockholm gab am 10. Oktober 2025 bekannt, mehr als 5 Milliarden schwedische Kronen (rund 430 Millionen Euro) in die Drohnenabwehr und die JAS-39-Gripen-Flotte zu investieren. Der Beschluss beschleunigt die Auslieferung der Systeme um acht Jahre – von ursprünglich 2036 auf 2028. (Reuters; Government of Sweden)
Regeringen har tagit beslut om att stärka & snabba på uppbyggnaden av Försvarsmaktens drönarskydd. Vi ska investera över 5 miljarder i fler antidrönarsystem & i en ökad tillgänglighet av Gripensystemet. Leveranstider förkortas med 8 år från slutleveranser 2036 till 2028. (1/4) pic.twitter.com/i28UDvLEon
— Pål Jonson (@PlJonson) October 10, 2025
Kernpunkte des schwedischen Sicherheitsbeschlusses
- Gesamtvolumen: 5,2 Mrd. SEK (≈ 430 Mio. €) für Anti-Drohnen-Systeme und Luftverteidigung
- Zeithorizont: Abschluss der Modernisierung bis 2028 (statt 2036)
- Anti-Drohnen-Investitionen: 3,5 Mrd. SEK für Störsender, Sensorik & Abfangdrohnen
- Gripen-Modernisierung: 1,5 Mrd. SEK für Instandhaltung & höhere Einsatzbereitschaft
- Finanzierung: Mittel aus dem Spring Amending Budget 2025
Laut der offiziellen Pressemitteilung des schwedischen Verteidigungsministeriums sollen die neuen Systeme sowohl militärische als auch kritische zivile Infrastrukturen schützen. Der Schwerpunkt liegt auf elektronischer Kampfführung, Drohnendetektion und der Integration in NATO-kompatible Frühwarnnetze. (Government of Sweden)

| Systemkomponente | Funktion | Ziel |
|---|---|---|
| Radar- & Sensorsysteme | Erkennung von Kleinst-UAVs auch bei schlechter Sicht | Früherkennung & Luftlageaufklärung |
| Jammer & E-Warfare | Blockierung von Steuer- und GPS-Signalen | Neutralisierung vor Angriff |
| Abfangdrohnen | Physische Ausschaltung feindlicher UAVs | Reaktive Verteidigung in Echtzeit |
| Wearable Detection Kits | Tragbare Sensorik für Soldaten | 360°-Situationsbewusstsein im Feld |
| Gripen-System | Upgrade-Programm & Ersatzteilversorgung | Erhöhte Verfügbarkeit im NATO-Luftraum |
Quelle: Government of Sweden (2025)
Laut Reuters entfallen rund 3,5 Mrd. SEK (≈ 367 Mio. USD) auf spezialisierte Anti-Drohnen-Systeme – darunter stationäre Jammer, tragbare Detektoren und autonome Abfangdrohnen. Bloomberg berichtet, dass die Maßnahme Teil einer umfassenden „Nordic Security Architecture“ sei, an der auch Finnland, Norwegen und Dänemark beteiligt sind. (Bloomberg, 10.10.2025)
Laut Mezha Media begleitet das Programm ein Forschungsprojekt zu KI-gestützter Drohnendetektion und Spektrumanalyse, das ab 2026 starten soll. Auch die Gripen-Flotte erhält ein beschleunigtes Modernisierungspaket mit neuen elektronischen Gegenmaßnahmen, Software-Upgrades und optimierten Einsatzzyklen. (Mezha Media)
Politischer Kontext – Hybride Bedrohungen und nordische Sicherheitsarchitektur
Das Verteidigungsministerium begründet die Investition mit der Zunahme sogenannter hybrider Bedrohungen, darunter Drohnenaufklärung, GPS-Störungen und Cyberangriffe auf Kommunikationsnetze. Laut Euronews wurden in Schweden seit Anfang 2024 mehr als 40 verdächtige Drohnenüberflüge über Gotland, Forsmark und Linköping registriert. Diese Häufung führte zu Alarmstufen der Försvarsmakten und NATO-Beratungen über gemeinsame Reaktionszeiten. (Euronews)
Verteidigungsminister Pål Jonson nannte den Beschluss „einen Paradigmenwechsel im Luftraum- und Objektschutz“. Er unterstreicht, dass Schweden die NATO-Integration aktiv nutzt, um seine Verteidigungsinfrastruktur interoperabel zu gestalten. Die neuen Systeme sollen sowohl militärische Basen als auch kritische Energieanlagen und Flughäfen abdecken. (Swedish Government Release)
Auch andere europäische Staaten intensivieren ihre Abwehrmaßnahmen gegen unidentifizierte Drohnen. Nach einer Serie von Sichtungen über Kraftwerken, Flughäfen und Militäreinrichtungen reagieren Regierungen zunehmend koordiniert. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bezeichnete am 8. Oktober 2025 die Lage als „neues und gefährliches Muster“, das zivile und militärische Räume vermische und zu mehreren NATO-Alarmen geführt habe (Politics Today).
- Deutschland: Test von Hensoldt Twinvis und Dedrone-Systemen im zivilen und militärischen Luftraum (Hensoldt, Defence24).
- Norwegen: Rahmenvertrag über 938 Mio. NOK mit Operational Solutions Ltd. für mobile C-UAS an Militärbasen (EDR Magazine).
- Finnland: Stärkung der EU-„Drone Wall“ und Erweiterung der nationalen Drohnenstrategie (The Barents Observer).
- Polen: Integration von C-UAS-Systemen in NATO-Frühwarnnetz „Eastern Sentry“ (Breaking Defense).
Analysten werten die schwedische Entscheidung als Teil eines europäischen Trendwechsels – weg von reaktiver Abwehr hin zu proaktiver Luftraumkontrolle. EU und NATO arbeiten derzeit an einer gemeinsamen C-UAS-Strategie, deren Veröffentlichung für Frühjahr 2026 geplant ist.
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Fazit – Schweden setzt Maßstäbe in Europas Drohnenabwehr
Mit dem 5-Milliarden-SEK-Paket stellt Schweden die Weichen für eine neue Ära der Luftverteidigung. Die Verknüpfung von Drohnenabwehr, E-Warfare und Gripen-Modernisierung zeigt einen strategischen Ansatz, der militärische und zivile Sicherheitsinteressen gleichermaßen berücksichtigt. Der Beschluss gilt als Blaupause für die nordische Kooperation innerhalb der NATO und unterstreicht, dass Drohnenabwehr nicht mehr nur Technologie-, sondern Kernaufgabe der Sicherheits- und Wirtschaftspolitik ist.
- Reuters: „Sweden to boost anti-drone defences amid growing threats“
- Government of Sweden: „More than SEK 5 billion for increased anti-drone and Gripen capabilities“
- Global Banking & Finance Review: „Sweden Defence & Security Update“
- Mezha Media: „Sweden invests $367 million in anti-drone systems“
- Bloomberg: „Sweden pledges more money to bolster its anti-drone capabilities“
- United24 Media: „Sweden pours $367 million into anti-drone defenses“
- Euronews: „Which countries in Europe have spotted suspicious drones in their airspace?“

