Für den Abschluß des großen EU-Drohnenführerscheins – auch genannt EU Fernpiloten-Zeugnis A2 – sind Theorieschulungen sowie eine Theorie-Prüfung erforderlich.
Wer welchen EU Drohnenfürerschein benötigt und für welche Drohnen dieser erforderlich ist, erklären wir in einem separaten Artikel: Die neuen EU Drohnenführerscheine
Beide müssen bei zertifizierten Prüfstellen für den EU Drohnenführerschein (Fernpilotenzeugnis) abgelegt werden.
Für die Zulassung zur Prüfung und die anschließende Beantragung des Drohnen Fernpiloten-Zeugnisses beim Luftfahrtbundesamt (LBA) ist aber zusätzlich auch noch ein praktisches Selbststudium (praktisches Training) mit der Drohne erforderlich und anschließend eine selbst auszufüllende Bestätigung über die Absolvierung dieses praktischen Selbststudiums: Die so genannte Selbsterklärung bzw. Eigenerklärung des praktischen Selbststudiums für Fernpiloten.
Wir zeigen, was für den Test erforderlich ist, wie dieser durchzuführen ist und bieten eine Checkliste für die Durchführung sowie eine Vorlage zur Anfertigung der Bestätigung.
Voraussetzungen für das EU Fernpilotenzeugnis
- Registrierung beim Luftfahrtbundesamt als UAS-Betreiber und / oder als Fernpilot
- Abschluß des kleinen Drohnenführerscheines (EU Kompetenznachweis)
- Praktisches Selbststudium (selbst durchzuführen – Infos unten im Artikel)
- Bestätigung über Absolvierung des praktischen Selbststudiums in einer Eigenerklärung (selbst auszufüllendes Dokument – Infos & Vorlage als PDF unten im Artikel)
- Theorie-Training / Schulung bei einer zertifizierten Prüfstelle für den Drohnenführerschein
- Theorie-Prüfung bei einer zertifizierten Prüfstelle für den Drohnenführerschein
In diesem Artikel erklären wir, welche Inhalte das praktische Selbststudium und Training für die Drohnen-Piloten haben muß und wie die anschließende Bestätigung auszusehen hat. Hier bieten wir eine Vorlage / ein Muster.
Inhalte praktisches Selbststudium / Training
[ vorgeschrieben durch „Acceptable Means of Compliance (AMC) and Guidance Material (GM) to Part-UAS“ der European Union Aviation Safety Agency (EASA) ]Nach der Durchführungsverodnung (EU) 2019/947 der EU-Drohnenverordnung 2021 muß das praktische Selbststudium unter den folgenden Bedingungen der Kategorie OPEN A3 durchgeführt werden:
(1) Der UAS-Betrieb muss in einem Gebiet durchgeführt werden, in dem der Fernpilot nach vernünftigem Ermessen davon ausgehen kann, dass innerhalb des Bereichs, in dem das unbemannte Luftfahrzeug während des gesamten UAS-Betriebs geflogen wird, keine unbeteiligte Person gefährdet wird.
(2) Der UAS-Betrieb muss einen horizontalen Sicherheitsabstand von mindestens 150 m zu Wohn-, Gewerbe-, Industrie- oder Erholungsgebieten wahren.
Ziel des Selbststudiums
AMC1 UAS.OPEN.030 – PRACTICAL SELF-TRAINING
Ziel des Selbst-Trainings ist es sicherzustellen, daß der Fernpilot (UAS Drohnen-Pilot) jederzeit in der Lage ist:
- ein UAS der Klasse C2 innerhalb der Regeln zu betreiben (in der Übergangszeit entspräche dies einer Bestandsdrohne von bis zu 2 kg)
- alle Flugmanöver sauber und akkurat durchzuführen
- gutes Urteilsvermögen und gute Piloteneigenschaften zu zeigen
- die theoretischen Kenntnisse anzuwenden
- die Kontrolle über das Fluggerät jederzeit zu behalten
Der Fernpilot sollte das praktische Selbsttraining mit einem Fluggerät durchführen, welches die gleichen Eigenschaften aufweist wie das später zu betreibende Fluggerät (Flächenflieger / Drohne, Steuerung, Abfluggewicht, Flugmodi etc). Bei zukünftigen zertifizierten Drohnen / UAS sollte es sich um ein Fluggerät aus der C2 Klasse handeln (unterhalb von 4kg). In der Übergangszeit wäre dies eine Bestandsdrohne von bis zu 2kg.
Wenn das UAS mit einer manuellen und einer automatischen Flugsteuerung (Flugmodus) ausgerüstet ist, sollten das Training auch für beide Modi durchgeführt werden. Wenn das UAS diverse automatisierte Flugfunktionen besitzt, so sollten auch diese mit einbezogen werden.
Das praktische Selbststudium sollte mindestens die folgenden Flugübungen mit einbeziehen:
- Start und Landung
- Präzise Flugmanöver
- Schweben in jeder Richtung
Außerdem sollten die Übungen auch abnormalen Situationen (Problem-Situationen) beinhalten und trainieren wie beispielsweise:
- Return-to-Home
Ablauf des Selbststudiums
(als Checkliste befindet sich weiter unten ein Dokument. Dieses kann ausgedruckt werden, um dieses Selbststudium durchzuführen. Gleichzeitig kann dieses Dokument als Bestätigung des Selbsttrainings verwendet werden, indem die Übungen abgehakt und das Dokument unterschrieben wird.)
Die Übungen und Flügen sollten so oft durchgeführt werden bis sichergestellt ist, daß der Pilot das nötige Wissen und die nötigen Fähigkeiten erlangt hat, das Fluggerät (UAS) zu betreiben. Dazu sollten die folgenden Übungen und Abläufe durchgeführt werden:
Vorbereitung des UAS Flugbetriebes
Sicherstellen, daß:
- ..die Zuladung zu der maximal zugelassenen Startmasse des UAS passt
- ..die Flugzone für den UAS Flugbetrieb passend ist
- ..das Fluggerät allen technischen Anforderungen dieser geografischen Flugzone erfüllt
- Definieren der Flugzone für den geplanten Flugbetrieb in Übereinstimmung mit UAS.OPEN.040 (Kategorie OPEN A3 – da für die Übungen ja nicht in A2 sondern in A3 geflogen werden muß – siehe oben)
- Definieren der Flugzone basierend auf den Eigenschaften des UAS
- Einschränkungen / Verbotszonen etc identifizieren auf Basis des lokalen GEO-Systems (gg. Droniq App nutzen) – zum Beispiel No-Fly-Zones, Flugverbotszonen, Flug-Kontrollzonen etc).
Wenn nötig, entsprechende nötige Genehmigungen einholen - das Ziel der Flug-Mission festlegen
- alle Hindernisse im Betriebsbereich identifizieren und nach potentiell unbeteiligten Personen Ausschau halten, die den Flugbetrieb behindern könnten
- Meteorologische Konditionen und Wettervorhersage für den geplanten Flugzeitraum prüfen
Flugvorbereitung
- Auf die Flugparameter des UAS zugreifen und prüfen, ob diese und die Konfiguration mit den Vorgaben der Herstelleranleitung / Betriebsanleitung überein stimmen
- Prüfen, ob alle beweglichen / entfernbaren Teile des UAS gesichert sind
- Sicherstellen, daß die Software (Firmware, App etc) sowohl des Fluggerätes als auch der Fernsteuerung (oder Bodenstation) auf dem aktuellen Stand des UAS Herstellers sind
- Kalibrierung der Instrumente und Sensoren durchführen, sofern nötig
- Alle Umstände identifizieren, die den Flugbetrieb beeinträchtigen könnten
- Batteriestatus prüfen und sicherstellen, daß dieser für die aktuelle Flugmission ausreichend ist
- Das GEO-System (Flugzonen / No-Fly-Zonen / FlySafe) updaten
- das Höhen-Limit des UAS anpassen / setzen, wenn erforderlich
Flug unter normalen Bedingungen
Auf Basie der Hersteller-Anleitung vertraut machen mit den folgenden Abläufen:
- Start
- Durchführung eines stabilen Fluges
- Schwebeflug durchführen (im Falle eines Multikopters – also einer Drohne)
- koordinierte große Kurven / Schwenks durchführen
- koordinierte kleine Kurven / Schwenks durchführen
- einen gerade Flug mit konstanter Höhe durchführen
- Änderung der Richtung, Höhe und Geschwindigkeit
- Eine Pfad folgen
- Rückkehr / Rückflug des UAS zum Piloten nachdem es in einer Entfernung positioniert wurde, die die Orientierung nicht mehr zu erkennen ließ
- Nur bei Flächen-Flugzeugen: horizontaler Flug bei kritisch niedriger und kritisch hoher Geschwindigkeit
- Das Fluggerät außerhalb von No-Fly-Zones oder Flugverbotszonen halten – außer man hat eine Ausnahmegenehmigung / Freigabe
- Nutzung externer Referenzpunkte, um die Entfernung und Höhe des UAS zu ermitteln
- Return-to-Home durchführen oder auslösen (manuell oder automatisch)
- landen
- bei Flächenflügler: Lande-Abbruch durchführen
- Hindernissen ausweichen / eine sichere Entfernung einhalten
Flug unter abnormalen Bedingungen
- Die Flugroute unter abnormalen Bedingungen fliegen
- Eine Situation meistern, wenn das UAS Positionierungssystem beeinträchtigt ist (Tipp: GPS abschalten wenn mgl. – alternativ ggf. abdecken – Achtung: Vorsicht!)
- Eine Situation meistern, wenn eine Person im Flugbereich auftaucht und Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit zu gewährleisten
- Abflug aus der Flugzone üben, wie in der Flugvorbereitung definiert wurde (Tipp: Vorgang simulieren)
- Eine Situation meistern, wenn ein bemanntes Flugzeug in die Nähe des Einsatzgebietes / Flugbereiches kommt (Tipp: Situation simulieren / einen Freund nach Zufall irgendwann rufen lassen „Achtung Flugzeug“)
- Eine Situation meistern, wenn ein anderes UAS in die eigene Flugzone kommt (Tipp: Situation simulieren / einen Freund nach Zufall irgendwann rufen lassen „Achtung: andere Drohne“)
- Eine Situation meistern, wenn die Fluglage außer Kontrolle gerät oder die Positionskontrolle außer Kontrolle gerät – durch externe Einflüsse
- Rückerlangung der manuellen Kontrolle, wenn das automatische Sicherheitssystem ausgelöst wurde (Tipp: Return-to-Home abbrechen)
- Auslösen eines Signalverlustes (Tipp: Fernsteuerung kurzzeitig abschalten)
Einweisung, Nachbesprechung und Feedback
- Einen Bericht / eine Zusammenfassung über den UAS Einsatz anfertigen
- Situationen identifizieren, bei denen ein Vorkommen-Bericht nötig ist – und diesen Bericht auch anfertigen
Bestätigung des Selbst-Tests
Das folgende Dokument (Copyright bei drohnen.de) kann genutzt werden als Checkliste, um die einzelnen Punkte des Selbst-Tests abzuarbeiten. Die einzelnen Punkte sollten dann entsprechend (am besten handschriftlich mit Kuli) abgehakt werden und ggf. Notizen zu den einzelnen Punkten gemacht werden, wenn nötig.
Diesen Prozess ggf. mehrfach durchführen (Dokument mehrfach ausdrucken und abarbeiten) bis alle Punkte sauber und sicher funktionieren und verinnerlicht wurden.
Unter dem Dokumente eine kurze (am besten handschriftliche) Zusammenfassung des Einsatzes schreiben und ggf. Vorkommnisse notieren.
Anschließend das Dokument (oder die Dokumente – bei mehrfacher Durchführung) unterschreiben und die persönlichen Daten eintragen sowie das Datum des jeweiligen Selbststudium-Einsatzes.
Dieses Dokument mitnehmen zur Theorie-Prüfung bei den zertifizierten Prüfstellen zum EU-Fernpilotenzeugnis A2 (oder einscannen und online übersenden).
Ggf. ist dieses Dokument auch nochmals erforderlich, wenn nach abgeschlossener Theorieprüfung dann beim Luftfahrtbundesamt (LBA) der finale große Drohnenführerschein (EU Fernpiloten-Zeugnis) beantragt wird.
Download PDF Vorlage LBA: Checkliste und Eigenerklärung Selbsterklärung Selbststudium für EU Fernpilotenzeugnis (Rechtsklick > „Speichern unter..“)
Download PDF Vorlage drohnen.de: Checkliste und Eigenerklärung Selbststudium für EU Fernpilotenzeugnis (Rechtsklick > „Speichern unter..“)
Viel Erfolg!
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