Schon lange Zeit erwarten die Quadrokopter-Fans ein neues Modell vom französischen Hersteller Parrot. Als Nachfolger der beliebten AR.Drone 2.0 bringt Parrot nun die Bebop Drone auf den Markt, die mit kleineren Weiterentwicklungen und netten Gimmicks begeistern soll.
Es steht wohl außer Frage, dass Parrot mit der AR.Drone einen nicht unerheblichen Teil zum Multikopter-Hype beigetragen hat. Leider konnte sich Parrot auch mit dem zweiten Modell, der AR.Drone 2.0, vom bekannten Spielzeug-Image letztendlich nur schwer abwenden. Die relativ kurze Flugdauer von rund 12 Minuten und nur kurze Reichweiten führten dazu, dass sich die meisten Kopter-Piloten deutlich bessere Flugsysteme anschafften. Davon konnte besonders der chinesische Hersteller DJI profitieren, der mit der DJI Phantom und nicht zuletzt der DJI Phantom 2 Vision ebenfalls All-in-One-Systeme auf den Markt brachte, die im Vergleich zu den Parrot-Modellen wesentlich bessere Flugeigenschaften boten.
Digitale Bildstabilisierung statt Gimbal
Mit der Bebop Drone versucht Parrot nun wieder Fuß zu fassen – und den ein oder anderen DJI-Kunden wieder auf seine Seite zu ziehen. Zumindest faktisch könnte einiges dafür sprechen: Die Bebop Drone ist ebenso wie ihre Vorgänger-Modelle mit rund 400 Gramm Gewicht ultraleicht und mit 28 x 32 x 3.6 Zentimetern auch relativ kompakt. Dabei soll sie dank einer 14 Megapixel großen Fischaugen-Kamera samt 180°-Blickwinkel für Luftaufnahmen in Full-HD-Auflösung geradezu prädestiniert sein. Zusätzlich spendiert Parrot einen digitalen Bildstabilisator, der beste Qualität auch bei schwierigen Bedingungen garantieren soll. Deshalb verspricht Parrot trotz Ultra-Weitwinkel kaum sichtbare Verzerrungen am Bildrand und einen nahezu geradlinigen Horizont, was die Aufnahmen durchaus interessant machen dürfte. Einen mechanischen Gimbal, wie es DJI mit seinen Zenmuse-Systemen handhabt, verbaut Parrot bei der Bebop Drone aber nicht. Um den Jello-Effekt zu minimieren, kommen wenigstens kleinere Gummidämpfer zum Einsatz.
Sensoren und GPS
Nach wie vor befinden sich zahlreiche Sensoren an Bord des Quadrokopters. Dazu gehören ein 3-Achsen-Beschleunigungssensor, ein 3-Achsen-Gyroskop, ein 3-Achsen-Magnetometer sowie ein Ultraschallsensor. Alles in allem soll das Fluggerät mit diesen Sensoren stabil und sicher selbst von unerfahrenen Kinderhändern geflogen werden können. Kleinere Turbolenzen gleicht der Quadrokopter selbst aus und durch den integrierten Notfall-Modus kann die Bebop Drohe selbstständig landen. Als Prozessor kommt ein Dual-Core-Prozessor mit einem acht Gigabyte großen Flash-Speicher zum Einsatz, während das integrierte GPS dafür Sorge trägt, dass der Kopter von allein in der Luft schweben kann. Die Flugzeit soll bei 12 bis 15 Minuten liegen.
Steuerung per iOS-/Android-Gerät und Skycontroller
Die Steuerung der Bebop Drone erfolgt wahlweise über ein iOS- oder Android-Gerät, wobei die FreeFlight 3.0 App nach wie vor durch einfache Steuerbefehle und vielerlei Funktionen aufwartet. So kann der Quadrokopter durch Kipp- und Neigbewegungen manuell oder durch geplante Flugrouten (Waypoints) automatisch gesteuert werden. Optional bietet Parrot auch einen Skycontroller an, der die maximale Reichweite von 300 Metern auf bis zu zwei Kilometer erhöhen soll. Auf dem Sky Controller, der in der Hauptsache über zwei Joysticks verfügt, kann dann ein Tablet angebracht werden, auf dem das Bild der Kamera in Echtzeit übertragen wird. Parallel können per HDMI-Anschluss auch FPV-Videobrillen wie Oculus Ruft, Zeiss Cinemizer oder Epson Moverio zur FPV-Sichtweise benutzt werden.
Neu und dennoch unzeitgemäß
Faktisch spricht einiges für sich, dass die Bebop Drone der bekannten AR.Drone in einigen Punkten überlegen sein wird. Dennoch: Aufgrund von billig anmutenden Materialien, proprietärer Technik, Tablet- und Smartphone-Steuerung, Wifi-Verbindung sowie der extrem geringen Flugdauer von 12 bis 15 Minuten entspricht die Bebop Drone auch weiterhin dem Image, mit dem Parrot so bekannt geworden ist. Hier verschenkt der französische Hersteller wichtiges Know-how und verprellt ambitionierte Kunden, die sich längere Flugzeiten oder den Anschluss einer besseren Kamera wünschen würden. Auch der fehlende mechanische Gimbal ist ein Grund, der die Bebop Drone unattraktiv macht. Schlussendlich bietet DJI mit den All-in-One-Quadrokoptern deutlich mehr Spielraum und zeitgemäßere Technik, so dass auch die lobenswerte Steuerung per Skycontroller bei der Parrot Bebop Drone kaum noch ins Gewicht fallen dürfte. Im heimischen Kinderzimmer ist Parrot also nach wie vor gut aufgestellt, in semiprofessionellen Bereichen wird man wohl nach wie vor zu DJI-Produkten greifen müssen. Parrot will die Bebop Drone im vierten Quartal 2014 auf den Markt bringen, zum Preis wurden bis dato noch keine Angaben gemacht.