Der AEE Toruk AP10 Quadrokopter sieht gut aus, kommt mit allerlei wichtigen Funktionen und einer Kamera mit 16 Megapixeln daher. Einige wenige Details sind zwar verbesserungswürdig, und dennoch punktet der Einsteiger-Kopter durch einen umfangreichen Lieferumfang und solider Technik.
Optisch macht der AEE Toruk einen eigelegtodenständigen Eindruck. Der Quadrokopter protzt nicht mit besonderen Details, durch die er sich von anderen Modellen unterscheiden könnte. Einzig das vierbeinige Landegestell ohne Zwischenverbindungen und die flachere Haube heben den Quadrokopter von seinen ebenbürtigen Kollegen ab und vermitteln das Gefühl von Individualität und Besonderheit. In gewisser Weise ist das auch so, denn der Toruk setzt auch kameraseitig auf Technik aus eigenem Hause. Statt auf eine GoPro HERO umzusatteln, spendiert AEE seinem günstigsten Quadrokopter eine Kamera aus dem eigenen Sortiment. Diese befindet sich nicht an einem klapprigen Gimbal, sondern innerhalb eines robusten Kastens, der beim Transport auch mal den ein oder anderen Schlag mühelos wegstecken kann. Wie wir jedoch feststellen werden, ist das besondere Design des Quadrokopters nicht nur individuell und bislang einzigartig, sondern in vielerlei Bereichen auch mit Nachteilen verbunden.
Gelungener Ready to Fly-Quadrokopter für Einsteiger
Doch zuerst wollen wir die positiven Aspekte des AEE Toruk AP10 Quadrokopters genauer beleuchten. Mit viel Liebe zum Detail dachte sich der Hersteller, alles für den Quadrokopter benötigte Zubehör mit in den Karton zu packen und für weniger als 1.000 Euro ein fortgeschrittenes Einsteiger-Gerät auf den Markt zu bringen. Auch beim Toruk AP10 handelt es sich um einen Ready to Fly-Quadrokopter, dem sowohl Fernsteuerung, Akku oder Propeller beigelegt sind, so dass man für seine ersten Flugversuche nichts weniger als Strom und ein bisschen Spaß benötigt. Spaß und Freude wird einem mit dem Toruk in jedem Fall gewährt, denn selbst die deutschsprachige Bedienungsanleitung war für uns ein absoluter Pluspunkt. Klar: Wer sich auskennt, bekommt den Toruk auch ohne Bedienungsanleitung in die Luft. Doch immer öfter erreichen uns Fragen und Probleme zur Funktionsweise eines Quadrokopters. Diese Fragen zielen jedoch auf kein spezielles Know-how, sondern auf grundlegendes Anfängerwissen ab. Warum es Hersteller wie DJI noch immer nicht mit deutschsprachigen Anleitungen oder Produktbeschreibungen auf die Reihe bekommen, wird uns jedenfalls auch weiterhin schleierhaft bleiben. Immerhin bietet AEE eine mehrsprachige Anleitung an und legt diese sogar dem Produkt bei – lobenswert, zumal man die Anleitung immer griffbereit hat und sich keine PDFs ausdrucken oder auf dem Smartphone abspeichern muss. Die Art und Weise, wie ich den Quadrokopter beispielsweise vor jedem Start kalibrieren muss oder was die unterschiedlichen Leuchtanzeigen bedeuten, wird in der Anleitung hinreichend erklärt und ist sogar für solche Leute verständlich, die nicht der chinesischen oder englischen Sprache mächtig sind. Insofern eignet sich der AEE für Anfänger und Einsteiger, die sich in Ruhe mit ihrem ersten Quadrokopter auseinandersetzen möchten oder vielleicht nur in die Welt der Drohnen und Multikopter hineinschnuppern wollen.
Selbstsichernde Propeller und Schlüsselband
Der Einfachheit halber verwendet AEE wie auch DJI selbstsichernde Propeller, die eine gewisse Zuverlässigkeit gewährleisten und selbst die kleinsten Montageschritte für Anfänger besonders zugänglich machen sollen. On top gibt es ein ganzes Set Ersatzpropeller, was bei den meisten Herstellern auch nicht unbedingt die Regel ist. Selten haben wir auch die kostenlose Beilage eines Schlüsselbandes erlebt, mit dem sich die etwas kopflastige Bedienung am Hals befestigen lässt. So liegt der Quadrokopter besser in der Hand, kann nicht herunterfallen und ist stets in greifbarer Nähe. Viel zu wenige Multikopter-Piloten befestigen ihren Controller an einem solchen Schlüsselband, obwohl die meisten Fernbedienungen serienmäßig mit einer entsprechenden Öse ausgestattet sind und sich der Mehrwert in Sachen Sicherheit und Ergonomie durchaus auszahlt.
Ansonsten verhält sich der Lieferumfang des Toruk AP10 gewöhnlich bieder. Ein Ladegerät für den beiliegenden Akku, der externe Range Extender sowie eine Halterung für ein Smartphone sind in der Verpackung ebenfalls enthalten. Ein Propeller-Schutz (Prop Guard) gehört weiterhin zum Lieferumfang und macht damit einen weiteren Pluspunkt aus. Ein Hartschalenrucksack ist dem Toruk AP10 nicht beilegt, was in der Preisklasse aber auch nicht zu erwarten war. Selbst DJI bietet Transport-Taschen für den Phantom nur im Bundle oder gegen Aufpreis an.
Robust und den widrigen Verhältnissen trotzend
Das vergleichsweise robuste Design des 450 Millimeter (Rotor zu Rotor) messenden AP10 Toruk macht den Transport aber auch in einem einfachen Rucksack möglich. Insbesondere die an der Unterseite angebrachte Kamera ist durch ihre Plastik-Einfassung hinreichend geschützt. Optisch fallen zudem die fehlenden Lüftungsschlitze auf der Haube des Kopters sowie der etwas historisch anmutende Kippschalter zum An- und Ausschalten auf. Dabei sei aber bemerkt, dass der AEE Toruk bei unserem Einsatz unter Sonne und Regen weder unter Hitzeproblemen noch unter Überschwemmung litt: Dank dem robusten Gehäuse samt seitlichen Kippschalter dringt bei widrigen Bedingungen – etwa unter leichtem Regen – kein Wasser in das Gehäuse ein. Auch die Kameraaufhängung ist gut geschützt. Wasserdicht ist der AEE Toruk zwar nicht, aber durchaus drahtig und unverwüstlich in Sachen Transport als auch Einsatz.
Die Flugeigenschaften des AEE Toruk sind durchaus agil. Die Maximalgeschwindigkeit liegt bei 75 km/h und die „Cruise“-Geschwindigkeit bei 50 km/h. Der beiliegende Akku ist in Sachen Design und Optik zwar keine Meisterleistung, aber mit einer Kapazität von 5.300 mAh (11.1V) immerhin ausreichend dimensioniert und mit einem funktionalen Knopf zum Ein- und Ausschalten ausgestattet. Glänzen konnte der Toruk mit einer Flugzeit von rund 27 Minuten, was über der Herstellerangabe liegt und für einen Quadrokopter dieser Größe ein durchaus angemessener Wert ist. Die maximale Reichweite zwischen Kamera und Smartphone sowie Fernsteuerung und Quadrokopter liegt bei völlig angemessenen 500 Metern.
Gimbal mit Brushless-Motoren? Fehlanzeige.
Die im Gehäuse integrierte und nicht demontierbare Kamera – in der sich auch der microSD-Kartenslot befindet – verbirgt sich innerhalb eines kleinen Kastens und schaut nur ganz vorsichtig mit der Kameralinse aus ihrem Versteck heraus. Das ist schick und robust, aber weniger schmackhaft für Fans von Ausgleichssystemen. Dem Design entsprechend kann die Kamera nur nach und oben – in vertikaler Tilt-Richtung – geschwenkt werden. Die Kamera wird durch ein innenliegendes Dämpfungssystem zwar ein wenig stabilisiert, einen 3-Achsen-Gimbal wird man beim Toruk dennoch gänzlich vermissen. Entsprechend sind 360-Grad-Schwenks und ein angemessener Ausgleich, wie er durch einen Gimbal mit Brushless-M0toren ermöglicht wird, beim AEE Quadrokopter nicht möglich. Das ist schade, denn die Auflösung der Kamera ist mit 16 Megapixeln und einer Videoaufnahme von 1080p bei 30fps zumindest faktisch ausreichend dimensioniert, um selbst die ein oder andere etablierte Action-Kamera in den Schatten zu stellen. Das Sichtfeld der Kamera liegt bei erträglichen 120 Grad und hält weitwinklige Verzerrungen in Grenzen. Ganz so waagerecht wird der Horizont zwar nicht, aber die Bilder bleiben halbwegs natürlich und erfüllen qualitätsseitig durchschnittliche bis gute Anforderungen.
Noch zu wenige Sonderfunktionen
Während man den externen statt in der Fernsteuerung integrierten Range Extender noch verkraften kann, wird man bei der Auswahl von nützlichen Features nur unzureichend befriedigt. Innerhalb der AEE AP App werden zum Beispiel keine Telemetriedaten angezeigt. Auch fehlt es an genaueren Daten zum Akku, etwa der Zellenspannung oder der Anzeige der Ladezyklen. Letztlich kann die AEE Ap App lediglich als FPV-Instrument benutzt werden, da sie sich nur für die Anzeige des Kamerabildes sowie für Einstellungen in puncto Video- oder Fotoaufnahme (Auflösung, Sichtfeld, Bitrate, Fotogröße, Ausgabeformat) verantwortlich zeigt. Wegweisende Funktionen, etwa solche wie die von DJI neu eingeführten Sonderfunktionen Waypoints, Follow Me oder gar POI, fehlen dem AEE Toruk Quadrokopter gänzlich. Wenigstens der für Funktionen wie Home Lock und Course Lock reservierte S1-Schalter auf der Fernbedienung lässt darauf schließen, dass AEE die App nicht nur optisch, sondern auch technisch unbedingt weiterentwickeln muss und wird. Diverse Flugfunktionen wie Follow Me oder Waypoints sind in dieser Preisklasse gefragte Features, die selbst Anfänger und Einsteiger voraussetzen.
Fazit und Kaufberatung
Der AEE Toruk Ap10 Quadrokopter ist optisch etwas ganz besonderes. Durch sein robust gestaltetes Design eignet er sich für Anfänger und Vielflieger. Pluspunkte konnte sich der schicke Quadrokopter durch einen umfangreichen Lieferumfang, eine lange Flugzeit und gute Flugeigenschaften ergattern. Minuspunkte muss sich AEE jedoch in puncto 3-Achsen-Gimbal gefallen lassen, der für Quadrokopter dieser Preisklasse mittlerweile zum absoluten Standard gehört. Kurz gesagt hat der AEE Toruk noch zu viele Macken und Kanten, die längerfristig stören und den Blick zur Konkurrenz garantieren. Wünschenswert ist auch eine App, die dem optisch durchaus gelungenen Multikopter gerecht wird und einen weniger billigen Eindruck vermittelt.
AEE Toruk AP10 Quadrokopter
- Quadrocopter
- Flugfertig
- inkl. Fernsteuerung
- inkl. LiPo-Akku
- inkl. Kamera und Gimbal