Die neue Parrot Anafi geht gegen die seit einiger Zeit erhältliche DJI Mavic Air an den Start. Beide Kameradrohnen verfolgen das Konzept eines transportablen, ausgeklügelten und besonders leicht steuerbaren Fluggeräts. Doch welche Drohne ist besser – wo liegen die Vor- und Nachteile beim Vergleich zwischen DJI Mavic Air vs. Parrot Anafi? Im Video gehen wir auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Drohnen genauer ein.
Testbericht: Parrot Anafi | Review
Testbericht: DJI Mavic Air | Review
Optik und Haptik
Optisch und haptisch ist es natürlich Geschmacksache, welche der beiden Kameradrohnen besser gefällt. Rein objektiv ist die DJI Mavic Air jedoch deutlich hochwertiger verarbeitet und legt in Sachen Materialauswahl eine Schippe drauf. Da bringt es auch nichts, dass die Parrot Anafi mit dem hochwertigen und sehr beliebten Werkstoff Carbon bestückt ist. Die hochwertigere Verarbeitung der DJI Mavic Air macht sich jedoch auch am Gewicht bemerkbar. Während die Parrot Anafi mit nur 320 Gramm sehr leicht ist, bringt die DJI Mavic Air immerhin 430 Gramm auf die Waage. Für die in Deutschland gesetzlich vorgeschriebene Kennzeichnungspflicht hat der Gewichtsunterschied jedoch keine Auswirkungen – beide Kameradrohnen müssen zwingend mit einer Drohnen-Plakette bzw. einem Drohnen-Kennzeichen ausgerüstet werden.
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Betrachtet man den Faltmechanismus, vermittelt die Parrot Anafi einen etwas praktischeren Eindruck. Die beiden faltbaren Arme der Anafi-Drohne sind im Vergleich zu den vier klappbaren Armen der DJI Mavic Air nicht nur schneller, sondern auch unkomplizierter ausgefaltet. Im Gegenzug ist die Parrot Anafi mit Abmessungen im eingefaltete Zustand von 244 x 66 x 63.5 Millimetern gegenüber der DJI Mavic Air mit 168 x 83 x 49 Millimetern im Nachteil. Dies wirkt sich auch auf den Transport aus, wenngleich zum Lieferumfang der Parrot Anafi ein tolles Hardcase gehört. Die Parrot Anafi gleicht größentechnisch in etwa einer Flasche Wasser, während die DJI Mavic Air in etwa so groß ist wie ein Smartphone.
Geschwindigkeit und Windresistenz
Im Sportmodus erreicht die DJI Mavic Air bis zu 68 Kilometern pro Stunde, während die Maximalgeschwindigkeit der Parrot Anafi bei nur 55 Kilometern pro Stunde liegt.Doch Achtung: Im normalen Flugmodus – der Modus, der auch am ehesten für Fotografieren und Filmen genutzt wird – liegt die Geschwindigkeit der DJI Mavic Air bei etwa 29 Kilometern pro Stunde. In Sachen Windresistenz kann die Parrot Anafi die DJI Mavic Air ebenfalls schlagen. Denn trotz des geringeren Gewichts hält die Anafi-Drohne Windgeschwindigkeiten von bis zu 50 Kilometern pro Stunde stand, während sich die DJI Mavic Air maximalen Windgeschwindigkeiten von nur 29 bis 38 Kilometern pro Stunde widersetzen kann.
Bei windigem Wetter ist die Parrot Anafi laut technischen Daten daher die bessere Wahl, auch wenn der optische und haptische Eindruck eher das Gegenteil vermuten lässt. Dies können wir nach Praxistests auch bestätigen: Tatsächlich ist die DJI Mavic Air – wohl auch aufgrund des höheren Gewichts – gegenüber der Parrot Anafi bei höheren Windgeschwindigkeiten deutlich stabiler.
Akku und Flugzeit
Die DJI Mavic Air ist mit einem 2.375-mAh-Akku ausgestattet, der Flugzeiten von bis zu 21 Minuten ermöglicht. Die durchschnittliche Flugzeit in der Praxis liegt bei etwa 18 bis 20 Minuten. Parrot gibt bei der Anafi-Drohne Flugzeiten von rund 25 Minuten an – in der Praxis sind es etwa 20 bis 22 Minuten. Beide Drohnen können Reichweiten von bis zu vier Kilometern erreichen und arbeiten jeweils im 2,4- oder 5,8-GHz-Frequenzband. GPS und Glonass sind bei beiden Kameradrohnen verbaut. Unserer Meinung nach ist das Flugverhalten der DJI Mavic Air der Parrot Anafi dennoch überlegen. Mehrere Verbindungsabbrüche und die ewige Suche nach Satellitenempfang machten uns bei der Parrot Anafi zu schaffen. Bei der DJI Mavic Air ist das GPS-Signal deutlich stabiler und zuverlässiger, was wiederum höheres Vertrauen in das Produkt an sich schafft. Übrigens wirkt sich der recht ungenaue GPS-Empfang auch auf den RTH-Modus aus: Im unserem Praxistest verfehlte die Parrot Anafi ihren ursprünglichen Startpunkt um satte 30 Meter. Die DJI Mavic Air landet hingegen punktgenau dort, wo sie ursprünglich gestartet ist. In Sachen Lautstärke hat die Parrot Anafi die Nase etwas weiter vorn – subjektiv ist das Fluggeräusch im Vergleich zur DJI Mavic Air leiser und erträglicher.
Flugmodi und Kamerafunktionen
Sowohl Parrot Anafi als auch DJI Mavic Air unterstützen allerhand Flugfunktionen – typische Vertreter wie Follow Me oder Return To Home sind bei beiden Modellen inklusive. Die Parrot Anafi unterstützt dank der Zoom-Kamera auch den Kameramodus Dolly Zoom und ist standardmäßig in der Lage, 3D-Abbildungen von Objekten zu erstellen. Im Gegenzug verfügt die DJI Mavic Air über tolle Flug- und Aufnahmefunktionen wie SmartCapture, ActiveTrack, QuickShots, Cinematic Mode, TapFly oder Point of Interest. Darüber hinaus gliedern sich Flugmodi wie QuickShots in Submodi wie Dronie, Circle, Helix, Rocket, Boomerang und Asteroid ein und bieten daher noch mehr Möglichkeiten. Zwar wirken die Möglichkeiten beim DJI Mavic Air etwas überladen, dafür sind die Flugfunktionen und Flugmodi jedoch deutlich vielfältiger und breiter aufgestellt. Die Flugfunktionen der Parrot Anafi wirken jedoch eher rudimentär. Davon ab können Nutzer der DJI Mavic Air bereits von Anfang an auf alle Flugfunktionen zugreifen, während Nutzer der Parrot Anafi viele wichtige Flugfunktionen zusätzlich durch einen InApp-Kauf freigeschaltet bzw. erworben werden müssen.
Sensorik und Hinderniserkennung
Die Sensorik und Hinderniserkennung der DJI Mavic Air ist ein deutlicher Pluspunkt. So kann die Drohne Hindernisse sowohl nach vorn, nach hinten als auch nach hinten erkennen und den Nutzer warnen bzw. entsprechend reagieren. Die Parrot Anafi verfügt hingegen über keinerlei Hindernissensoren. Somit fehlen der Kameradrohne wichtige Sicherheitsfunktionen, die vor allen Dingen Anfängern hilfreich sein können. Beide Kameradrohnen haben lediglich die nach unten gerichteten Sensoren gemein, die gleichermaßen für stabile und sichere Start- sowie Landevorgänge sorgen.
Gimbal und Kamera
Parrot hebt die 3-Achsen-Stabilisierung der Anafi-Drohne besonders hervor. Doch streng genommen handelt es sich beim 3-Achsen-Gimbal der Parrot Anafi lediglich um einen 2-Achsen-Gimbal: Mechanisch bzw. physisch ist die Kamera nur in zwei Achsen stabilisiert, horizontale Bewegungen (Gierachse) werden bei der Parrot Anafi nur digital ausgeglichen. Der DJI Mavic Air verfügt jedoch über einen echten 3-Achsen-Gimbal – alle drei Achsen werden mechanisch stabilisiert, was noch hochwertigere Videoaufnahmen in Bezug auf die Art des Kameraausgleichs zur Folge hat. Im Gegenzug bietet die Parrot Anafi im Vergleich zur DJI Mavic Air als erste Consumer-Kameradrohne überhaupt die Möglichkeit, die Kamera um bis zu 90° nach oben schwenken zu können. Der Schwenkbereich der DJI Mavic Air liegt hingegen bei nur -90° bis maximal 17°. Somit ermöglicht die Parrot Anafi das Filmen und Fotografieren von Objekten, die sich oberhalb der Kameradrohne befinden. Für mancherlei Cinematorafen und Fotografen ergeben sich daher neue Möglichkeiten. Nicht zu vergessen ist, dass die DJI Mavic Air über einen internen Speicher von acht Gigabyte verfügt. Dies ist besonders praktisch, falls man einmal das Einstecken der microSD-Karte vergisst. Die Parrot Anafi ist hingegen ausschließlich mit einem microSD-Steckplatz ausgestattet und verzichtet auf einen internen, lokalen Speicher. Beide Kameradrohnen unterstützen microSD-Karten mit einer maximalen Speicherkapazität von bis zu 128 Gigabyte.
Sowohl Parrot Anafi als auch DJI Mavic Air sind mit einer 4K-Kamera samt Sony CMOS-Sensor ausgestattet. Bei der DJI Mavic Air handelt es sich jedoch um einen 1/2.3”-Sensor mit einer Bildgröße von maximal 4.056 x 3.040 Pixeln, während bei der Parrot Anafi ein 1/2.4”-Sensor mit einer maximalen Bildgröße von 5.344 x 4.016 Pixeln verbaut ist. Die Lichtstärke beider Kameralinsen unterscheidet sich ebenfalls – mit f2.4 ist die Parrot Anafi gegenüber der DJI Mavic Air mit f2.8 überlegen. Somit ist die Anafi-Drohne auch in Sachen Belichtungszeit mit 1/10000s gegenüber der DJI Mavic Air mit 1/8000s besser aufgestellt. Die Anafi-Drohne erlaubt dabei 4K-Aufnahmen bei 30 Bildern pro Sekunde und 1080p-Aufnahmen bei 60 Bildern pro Sekunde, während die DJI Mavic Air 4K-Videos bei 30 Bildern pro Sekunde und 1080p-Aufnahmen bei bis zu 120 Bildern pro Sekunde aufzeichnen kann. Somit ist die DJI Mavic Air im FullHD-Modus die bessere Wahl, sofern man beispielsweise Zeitlupen-Aufnahmen mit hoher Qualität oder schnell bewegte Objekte aufnehmen möchte. Die Parrot Anafi verfügt mit 21 Megapixeln über eine höhere Fotoauflösung im Vergleich zur DJI Mavic Air (12 Megapixel). Beide Kameradrohnen ermöglichen HDR-Aufnahmen (High Dynamic Range) und verfügen über eine maximale Bitrate von 100 Mbps. Von Vorteil ist die Parrot Anafi, sofern man einen verlustfreien Digitalzoom mit bis zu 2.8x verwenden möchte. Die DJI Mavic Air bietet hingegen keinerlei Möglichkeit für einen verlustfreien Zoom und ist dahingehend etwas eingeschränkt.
Preise, Zubehör und Fazit
Die DJI Mavic Air kostet in der Standalone-Variante 849,- Euro, während die Parrot Anafi nur 699,- Euro kostet. Weil jedoch allerhand Flugfunktionen der Parrot Anafi zusätzlich via InApp-Kauf freigeschaltet und der standardmäßige Zubehörumfang sowie Funktionsumfang der DJI Mavic Air höher ist, liegen die beiden Kameradrohnen preislich in etwa gleichauf. Und auch das optional erhältliche Zubehör der DJI Mavic Air ist vielfältiger und unserer Meinung nach in Sachen Qualität, Verfügbarkeit sowie Preis-Leistungs-Verhältnis unschlagbar. Wir können daher resümieren, dass uns die DJI Mavic Air besser gefällt. Die Parrot Anafi ist zwar ganz und gar keine schlechte Kameradrohne, doch die DJI Mavic Air wirkt insgesamt ausgereifter, zuverlässiger und hochwertiger.