Eigentlich handelt es sich bei diesem Fluggerät nicht um eine dieser Drohnen, von denen wir unseren Lesern mehrfach berichteten. Dennoch verdient der Volocopter, der streng genommen lediglich ein recht ungewöhnlicher Mischmasch aus Hubschrauber und Multikopter ist, auch bei Drohnen.de einen Platz auf der Hitliste der absoluten Luftfahrt-Hoffnungsträger.
Drohnen.de ist schier begeistert von der wegweisenden Technik, die sich hinter dem Volocopter verbirgt. Allgemein gesagt hat der Volocopter etwas von einem Hubschrauber und einem Multikopter gemein. Doch der ungewöhnliche Kopter-Riese ist kein Multikopter im Sinne eines unbemannten Flugobjekts: Ganze zwei Personen können in dem emissionsfreien Privathubschrauber Platz nehmen, wobei 18 elektrisch betriebene Rotoren für Auftrieb und ein völlig neues Flugerlebnis sorgen. Die Reichweite liegt in etwa bei der eines durchschnittlichen Elektroautos.
Neues Konzept – neue Luftfahrtklasse
Der manntragende Volocopter wurde von Beginn an als senkrecht startendes, rein elektrisch betriebenes Luftfahrzeug konzipiert. Mit seinen 18 Rotorblättern, seinem lokal emissionsfreien Antrieb und seiner innovativen Steuerung ist der Volocopter eine Neuentwicklung, die es auf der Welt wohl nur ein einziges Mal gibt. Bei der Entwicklung dieses Luftsportgerätes haben sich die Ingenieure bei verschiedenen Bereichen bedient. Im Übrigen wurde eigens für den Volocopter eine neue Luftfahrtklasse beauftragt. Dass der Volocopter dennoch einige Gene den unbemannten Flugobjekten – sprich Drohnen – zu verdanken hat, zeigt auch der Technologie-Partner Ascending Technologies aus Krailling bei München, der maßgebend bei der Entwicklung des Volocopters beteiligt war. Dieser ist führender Hersteller der so genannten Mikro-UAVs und hat weltweit bereits mehr als 1.000 unbemannte Multikopter verkauft.
Neues Flugerlebnis und einfache Steuerung
Neben der superleichten und steifen Bauweise aus dem Werkstoff Carbon legten die Ingenieure besonderen Wert auf ein sicheres und neuartiges Flugerlebnis, das selbst unerfahrenen Piloten den Einstieg in die Welt des Fliegens erleichtern soll. So verfügt der hubschrauberartige Volocopter über eine ausgeklügelte Steuerung und Sensorik, die Pilotenfehler und letztlich lebensgefährliche Abstürze nahezu vollständig auszumerzen weiß. Mittels „Fly-By-Joystick“ braucht der Pilot lediglich die Flugrichtung bestimmen, um den Volocopter sicher und frei nach seinen Wünschen navigieren zu können. Während Piloten in modernen Hubschraubern zahlreiche Kräfte und Außenwirkungen bemessen, beurteilen, kompensieren und das Fluggerät sowie dessen Steuerungsorgane konstant unter Kontrolle halten müssen, sind beim Volocopter zahlreiche Bordcomputer und diverse Sensoren für den sicheren Flugzustand verantwortlich. Ungefähr 20 voneinander unabhängige Computer sind für die stabile Flugsteuerung federführend. Lässt der Pilot den Joystick los, bleibt der Volocopter weiterhin stabil in der Luft. Bei normalen Hubschraubern wäre ein solches Manöver äußerst riskant, da Hubschrauber im Gegensatz zu herkömmlichen Flugzeugen grundsätzlich einen instabilen Flugzustand aufweisen.
http://www.youtube.com/watch?v=pWVOMMdvvTo
Ausgefeiltes Sicherheitssystem garantiert maximale Ausfallsicherheit
Näherhin verfügt der Volocopter über ein ausgefeiltes Sicherheitssystem, was ihm maximale Ausfallsicherheit gewährleistet und letztlich sogar zum sichersten Luftsportgerät der Welt macht. Fallen ein oder mehrere Komponenten aus, kann der Volocopter in nahezu jeder Situation landen und seine Insassen in Sicherheit bringen. Der Volocopter nutzt sechs Rotorarme mit jeweils drei Antrieben, um eine hohe Flugsicherheit und ein stabiles Flugerlebnis gewährleisten zu können. Der aktuelle Prototyp namens VC200 hat demzufolge 18 Antriebe, die ihre Energie aus sechs zentralen Batterieblöcken erhalten. Alle Antriebe werden aus unterschiedlichen Energiequellen gespeist. Dabei sind die Zuleitungen zu den Antrieben so verteilt, dass je Rotorarm drei verschiedene Batterieblöcke drei Antriebe versorgen. Fallen zwei komplette, nicht nebeneinander liegende Arme mechanisch aus, kann der Volocopter immer noch sicher gelandet werden. Eine Leistungsreserve von 50% erlaubt überdies eine sichere Landung beim Ausfall von zwei Batterieblöcken. Für die Serienfertigung sind zusätzlich dezentrale Backup- Batterien an den Antrieben vorgesehen. Diese Redundanzen werden durch ein ballistisches Komplettrettungssystem ergänzt, bei dem im Notfall das ganze Fluggerät an einem Fallschirm sicher zu Boden sinken kann.
Erster Jungfernflug in der dm-arena in Karlsruhe
Am 17. November 2013 startete der Volocopter seinen ersten Jungfernflug in der dm-arena in Karlsruhe – erfolgreich! Der zweisitzige Protoptyp VC200 begeisterte durch seinen stabilen Flugzustand, seinen leisen Sound und kaum spürbare Vibrationen. Das folgende Video liefert einen ersten Eindruck vom riesigen Multikopter, der dank seiner Prämissen dem ein oder anderen Elektroauto sicherlich Paroli bieten dürfte:
Gewinn durch und für die Gemeinschaft: Growdfounding
Faszinierend ist auch die Finanzierung des Projekts, die die e-volo GmbH aus Karlsruhe in großen Teilen durch so genanntes Crowdfounding realisieren konnte. Beim Crowdfounding können sich die Kapitalgeber zur Finanzierung eines Projekts oder Produkts aus einer Vielzahl von Personen zusammensetzen. Meist wird Crowdfounding über das World Wide Web realisiert, so dass viele Menschen mit kleinen Beiträgen die Investmentsumme zusammentragen und somit maßgebend zum wirtschaftlichen Wachstum junger Startup-Unternehmen beitragen können.
Das Projekt rund um das deutsche Startup-Unternehmen e-volo wurde bereits im Jahr 2012 mit dem größten Preis der allgemeinen Luftfahrt, nämlich dem Lindbergh-Foundation Preis für Innovation, gebührend gekürt. Auch den „Hightech Pioneer“ beim CyberChampions Award oder eine Platzierung beim „GreenTec Award“ konnte sich die fliegende Innovation par excellence einheimsen.
Drohnen.de blickt gespannt auf das Projekt, das dank wartungsarmer sowie sicherer Technik und emissionsfreiem Antrieb nicht nur als ein einzigartiges Luftsportgerät der Welt zu betrachten ist, sondern sich innerhalb der nächsten Jahrzehnte zu einem innovativen und breit genutzten Fortbewegungsmittel entwickeln könnte. Kein Wunder also, dass die Vorbereitungen zur Serienproduktion bereits in Planung sind. Mit dem Volocopter erlebt die Luftfahrt einerseits Renaissance, andererseits leisten die Ingenieure aber auch Pionierarbeit für ein Fortbewegungsmittel, das dem Erbe Henry Fords zu großen Teilen überlegen sein dürfte.